Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2019
Internationale Ausschreibung
Der Förderkreis für Raum- und Umweltforschung e. V. (FRU) schreibt den FRU-Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2019 aus. Das Wettbewerbsthema lautet:
Postwachstum und Raumentwicklung – Stadt und Region
Jahrgang 2019
Thematischer Rahmen des Wettbewerbes
Der stetige Anstieg des Ressourcen- und Rohstoffverbrauchs und zudem der Emissionen führt zu vielfältigen Erschöpfungszuständen der Ökosysteme, zu einem beschleunigten Klimawandel sowie zu Ressourcen- und Machtkonflikten und zu steigenden Nahrungs- und Energiepreisen. Diese Erschöpfungszustände greift der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen WBGU in seinem Hauptgutachten 2011 auf und begründet damit die Notwendigkeit zu einer umfassenden Transformation zur Nachhaltigkeit bzw. zu einer nachhaltigen Gesellschaft.
Die Wirtschafts- und Lebensweisen in den Industrieländern verschärfen nicht nur die Klima- und Umweltprobleme, sondern verringern die Entwicklungschancen zukünftiger Generationen. Diesen Herausforderungen wird bislang überwiegend mit technologischem Fortschritt begegnet. In der Wissenschaft werden allerdings zunehmend wachstumskritische Ansätze diskutiert, die deutlich machen, dass die vorherrschenden Wirtschaftsweisen die „planetarischen Grenzen“ ignorieren (Rockström et al. 2009; WBGU 2011; Welzer/Sommer 2014). Antworten und alternative Lösungsansätze werden bereits von verschiedenen urbanen oder regional wirksamen Netzwerken, Gruppierungen und Initiativen angeboten, die Postwachstumskonzepte, wie sie von Jackson (Zero-Growth 2009), Paech (Postwachstumsgesellschaft 2009; 2012) oder Latouche (Degrowth 2010) diskutiert werden, mit konkreten Praktiken hinterlegen.
Neben lokalen und regionalen Beispielen und Angeboten für eine suffizienzorientierte Lebensweise (z. B. Mieten statt Besitzen oder Reduzierung der individuellen Wohnfläche in genossenschaftlichen Wohnformen) greifen auch gesellschaftliche Initiativen, etwa die Transition-Town-, Citta- Slow- oder Degrowth-Bewegung, diese Entwicklung auf. Eine Regionalisierung von Wirtschafts- und Gesellschaftsverflechtungen (Paech 2009: 30) sowie alternative Wohlstandsindikatoren – fern von monetären Grundgrößen wie Bruttoinlandsprodukt oder regionaler Kaufkraft – sind Grundzüge der Postwachstumskonzepte.
Der FRU-Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2019 ruft dazu auf, sich mit dem Thema Postwachstum in Bezug auf die Stadt und/oder die Region auseinanderzusetzen. Die Beiträge können sich aus unterschiedlicher Fachsicht mit dem Themenfeld befassen, sie können theoretischkonzeptionell ausgerichtet sein oder sich empirisch auf Fallbeispiele oder einzelne Projekte beziehen und diese wissenschaftlich analysieren. Mögliche Fragen könnten beispielsweise sein:
- Wie können innovative Ansätze der Stadt- und Regionalentwicklung bzw. -planung aussehen, die zu einer Postwachstumsgesellschaft beitragen?
- Welche Handlungsmöglichkeiten haben Städte bzw. Regionen in Bezug auf alternative Wirtschaftsformen?
- Welche räumlichen Indikatoren können für eine Postwachstumsgesellschaft zugrunde gelegt werden?
- Mit welchen Handlungsmöglichkeiten auf stadt-regionaler Ebene können innovative Initiativen befördert oder Möglichkeitsräume für diese Initiativen geschaffen werden?
- Wie lassen sich fachliche Ansätze, etwa Lokale Agenda 21 oder Klimaschutz, konzeptionell mit dem Thema Postwachstum verbinden?
- Auf welche konzeptionellen Grundlagen der Postwachstumsdebatte kann die Stadt- und Regionalplanung bzw. -entwicklung mit welchen Instrumenten Einfluss nehmen?
- Welche Instrumenten- oder Verfahrensinnovationen wären in der Stadt- und Regionalentwicklung bzw. -planung denkbar, die mit Postwachstumsüberlegungen zusammenhängen?
- Wie kann eine Zukunftsvision 2050 für eine Postwachstumsstadt oder für eine Postwachstumsregion aussehen?
Die hier aufgeworfenen Fragen sollen nur als Anregung und Inspiration dienen. Themen der Wettbewerbsbeiträge können einzelne Fragestellungen mit Bezug zu diesen inhaltlichen Zusammenhängen sein, ebenso aber auch weitere Aspekte des Themenfelds „Postwachstum und Raumentwicklung“. Als Anregung kann auf die Nachrichten der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Nachrichten der ARL 04/2017) mit Beiträgen zum Thema „Planung ohne Wachstum“ hingewiesen werden.
Download „Planung ohne Wachstum“ ARL 04/2017
Erwartungen an die Wettbewerbsbeiträge
Der Wettbewerb richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (Master-, Promotions- oder Postdoc-Phase) ebenso wie an Personen, die sich in ihrer beruflichen Praxis in Verwaltung, Planungsbüros etc. mit Fragen der Stadt- und Raumentwicklung beschäftigen. Er ist offen für alle raumrelevanten Disziplinen. Wissenschaftlich ausgerichtete Beiträge mit eher theoretischem Ansatz sind ebenso willkommen wie analytische Arbeiten oder reflektierte Erfahrungsberichte aus der Praxis mit wissenschaftlicher Fundierung.
Interessierte können gerne zunächst beim Förderkreis anfragen, ob sich ein vorgesehenes Thema für den Wettbewerb eignet. Neben eigens für den FRU-Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2019 erstellten Beiträgen können auch Arbeiten eingereicht werden, die auf umfassenderen, bereits vorliegenden oder in Arbeit befindlichen Studien-, Projekt- oder Abschlussarbeiten sowie Dissertationen beruhen.
Preise und Preisverleihung
Der FRU-Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2019 ist mit insgesamt 4.500 € dotiert. Vorgesehen ist die Vergabe eines ersten Preises (2.000 €), eines zweiten Preises (1.500 €) und eines dritten Preises (1.000 €). Auf Vorschlag der Jury können eine Reduzierung der Zahl der Preise und eine andere Aufteilung der Preissumme erfolgen. Als Anerkennung für weitere, nicht mit Geldpreisen ausgezeichnete Wettbewerbsbeiträge stehen wertvolle Buchgeschenke zur Verfügung.
Die Preise werden im Rahmen des ARL-Kongresses am 28. Juni 2019 in Kassel überreicht. Die Verfasserin bzw. der Verfasser des mit dem ersten Preis ausgezeichneten Wettbewerbsbeitrags erhält Gelegenheit, die Arbeit vorzustellen.
Teilnahmebedingungen
Teilnehmen können Studierende, Absolventinnen/Absolventen sowie Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter in Lehre, Forschung und Praxis aller relevanten Fachbereiche. Das Höchstalter beträgt 35 Jahre (Stichtag: 15. März 2019). Zugelassen sind auch Arbeiten von Teams aus bis zu drei Autorinnen/Autoren.Die eingereichten Arbeiten sind in englischer oder deutscher Sprache abzufassen und dürfen noch nicht an anderer Stelle veröffentlicht oder zur Veröffentlichung angeboten worden sein. Die Arbeiten müssen bis zum 15. März 2019 (Datum des Poststempels) in vierfacher Druckversion und in elektronischer Version – bevorzugt auf CD – zusammen mit dem ausgefüllten Bewerbungsbogen bei der Geschäftsstelle des Förderkreises eingereicht werden.
Die Druckversionen und die elektronische Version müssen identisch sein und dürfen keinen Hinweis auf die Verfasser enthalten. Pro Bewerberin/Bewerber kann nur eine Arbeit eingereicht werden. Über die Preisvergabe entscheidet eine unabhängige Jury, deren Mitglieder vom FRU bestimmt werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die eingereichten Arbeiten können leider nicht zurückgegeben werden.
Der FRU lädt die Preisträgerinnen/Preisträger zur Teilnahme am ARL-Kongress am 27./28.06.2019 in Kassel ein. Er sorgt bei Bedarf für Unterkunft und erstattet die Fahrtkosten nach dem Bundesreisekostengesetz.
Die Preisträger verpflichten sich zur unentgeltlichen Übertragung des Rechts zur Veröffentlichung ihrer eingereichten Arbeiten oder von Teilen daraus an den FRU bzw. an die ARL, sofern in deren Verlag eine Veröffentlichung erfolgt.
Kontakt
Die Arbeiten sind einzureichen an folgende Adresse:
Förderkreis für Raum- und Umweltforschung e. V.
Geschäftsstelle Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2019
c/o ARL
Vahrenwalder Str. 247, 30179 Hannover
Auskünfte erteilt Prof. Dr. Jörg Knieling
(Stv. Vorsitzender des FRU)
HafenCity Universität Hamburg
joerg.knieling@hcu-hamburg.de
Mit Unterstützung der Christel und Klaus Wolf-Stiftung
Literatur
- Jackson, T. (2009): Prosperity without Growth? The Transition to a Sustainable Economy. Sustainable Development Commission. London.
- Latouche, S. (2010): Degrowth. In: Journal of Cleaner Production 18 (6), 519-522. (13.09.2016).
- Paech, N. (2009): Postwachstumsökonomie. Ein Vademecum. In: Zeitschrift für Sozialökonomie 46 (160/161), 28-31. (13.09.2016).
- Paech, N. (2012): Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie. München.
- Rockström, J.; Steffen, W.; Noone, K.; Persson, Ã .; Chapin III, S.; Lambin, E.; Lenton, T.; Scheffer, M.; Folke, C.; Schellnhuber, H. J.; Nykvist, B.; de Wi, C.; Hughes, T.; van der Leeuw, S.; Rodhe, H.; Sörlin, S.; Snyder, P.; Costanza, R.; Svedi, U.; Falkenmar, M.; Karlberg, L.; Corel, R.; Fabry, V.; Hansen, J.; Walker, B.; Liverman, D.; Richardson, K.; Crutzen, P.; Foley, J. (2009): A safe space for humanity. In: Nature (461), 472-475. (13.09.2016).
- WBGU â Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen (2011): Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Hauptgutachten. Berlin.
- Welzer, H.; Sommer, B. (2014): Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne. München. = Transformationen 1.