Mentoring-Programme von ARL und FRU

Mentoring-Jahrgang 2020/21

Bericht zum Auftakttreffen des Mentoring-Jahrgangs 2020/21

Das Auftakttreffen des Mentoring-Jahrgangs 2020 konnte am 05.03.2021 durchgeführt werden; Corona-bedingt leider später als geplant und nur digital. Sehr erfreulich war, dass – möglicherweise wegen der nicht erforderlichen An- und Abreisezeiten – alle Mentorinnen und Mentees an dem virtuellen Auftakttreffen teilnehmen konnten.

Nach einer Vorstellungsrunde aller Teilnehmenden, moderiert durch Martin Sondermann, und einer Auftaktpräsentation durch Ulrike Weiland konkretisierten Martha Pohl und Martin Sondermann die Ziele und Erwartungen des Mentoring-Programms. Dazu entwickelte sich eine lebhafte, interessierte Diskussion u.a. zur Bedeutung und Veränderbarkeit der Zielvereinbarungen, zu den Mentoring-Projekten und zur Organisation von Treffen der Mentees untereinander. Frau Muhl möchte ein Treffen zwischen den Mentees initiieren.

Auf die Frage, wie die Mentees Zugang zum ARL-Netzwerk erhalten können, haben Herr Sondermann und Frau Pohl zugesichert, die LAG-Leiterinnen und -Leiter zu bitten, die Mentees ihrer ‚zuständigen‘ LAG als Gast zu den LAG-Sitzungen einzuladen, wenn die Mentees dies wünschen. Die Mentees wurden auch darauf hingewiesen, dass die Mitarbeit in einer LAG-AG, an der man auch ohne eine formelle Mitgliedschaft in einer LAG mitwirken kann, eine gute Möglichkeit zur Vernetzung mit Fachleuten der eigenen Region bietet.

Nach einer kurzen Kaffeepause, die diesmal jede/r für sich verbrachte bzw. verbringen musste, stellten die Mentees jeweils in einigen Minuten ihre Projektideen vor. Folgende Mentoring-Tandems gingen mit den folgenden Projektideen der Mentees an den Start:

MenteeMentorinProjektidee der Mentee
Charlotte Muhl,
M.Sc. Umweltplanung, wiss. Mitarbeiterin HCU, Promotion zu Governance raumbedeutsamer urban commons und Nachhaltiger Entwicklung
Prof. Dr. Ingrid Breckner, Stadt- und Regionalsoziologie, HCU (Hafen City Universität Hamburg)Workshop zum Promotionsvorhaben
Yane Conradi, M.Sc. Umwelt-management und Stadtplanung, wiss. Mitarbeiterin TU Darmstadt, promoviert zu Stadtentwicklungs-planung in KleinstädtenProf. Dr. Christina von Haaren, Landschaftsplanung und Naturschutz, Uni HannoverProjekt im Rahmen des Promotionsvorhabens
Birthe Fischer, M.Sc. Raumentwicklung und Naturressourcenmanagement, Fachangestellte für Stadtplanung bei der Stadtbau LörrachProf. Dr. Bettina Oppermann, Freiraumpolitik und Planungskommunikation, Universität HannoverEntwicklung von Instrumenten zum Umgang mit öffentlichen Konflikten in der Stadtentwicklung
Laura Mark, M.Sc. Urban Planning and Mobility, wiss. Mitarbeiterin Uni Düsseldorf, Promotionsvorhaben TU BerlinDr. Martina Hülz, Geographin, ARL-GeschäftsstellePublikation im Rahmen des ARL-AK Mobilität, Erreichbarkeit und soziale Teilhabe
Anne Epping, M.Sc. Raumplanung, Stadtplanerin bei der Stadt SoestProf. Dr. Ulrike Grabski-Kieron, Orts-, Regional- und Landesentwicklung/Raumplanung, Geographie, Universität Münster  Entscheidung für einen Berufsweg in Praxis oder Wissenschaft

Zum Abschluss gab es einen kurzen Ausblick und die Gelegenheit zur Klärung von Fragen sowie die Möglichkeit, erste individuelle Tandem-Gespräche zwischen Mentees und den Mentorinnen – telefonisch oder online –zu führen.

29. FRU-Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2020

– Internationale Ausschreibung –

Der Förderkreis für Raum- und Umweltforschung e. V. (FRU) schreibt den FRU-Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2020 aus. Die Ausschreibung befasst sich dieses Mal mit dem Thema Gemeinwohl und Gerechtigkeit in der räumlichen Planung. Das Wettbewerbsthema lautet:

Just Spaces? – Gerechtigkeit und Gemeinwohl in Stadt und Region

Fragen von Gemeinwohl und Gerechtigkeit haben in den vergangenen Jahren in der Gesellschaft wieder mehr Aufmerksamkeit gefunden. Auf städtischer Ebene sind Ungerechtigkeiten schon lange offensichtlich, wenn sich Armut und unterschiedlicher Zugang zu Bildung im Wohlstand von Stadtteilen und Quartieren niederschlägt. Seit einigen Jahren wird diese Segregation in zahlreichen Großstädten durch das Bevölkerungswachstum weiter verschärft. Prozesse der Gentrifizierung kollidieren mit dem Grundrecht auf Wohnen, drängen Menschen aus ihrem angestammten Wohnumfeld und beeinträchtigen damit eine am Gemeinwohl ausgerichtete Stadtentwicklung.(i)
Zugleich geht die Einwohnerzahl in vielen ländlichen Räumen zurück und die Ver-sorgungsinfrastruktur hat sich in den letzten Jahren immer weiter „aus der Fläche“ zurückgezogen, etwa die örtliche Bank- und Postfiliale oder der Einzelhandel. Auch hier stellen sich Fragen nach der Gemeinwohlorientierung dieser Entwicklung, vor Ort entsteht ein Gefühl des „Abgehängtseins“. Und auch großräumig rücken Gerech-tigkeitsfragen in den Blickpunkt, wenn die Länder Südeuropas einerseits weiterhin unter der ökonomischen Krise leiden und andererseits zusätzlich große Lasten der Migration tragen müssen.

Es gibt diverse planerische Aufgaben, die mit Fragen räumlicher Gerechtigkeit verknüpft sind. Umweltgerechtigkeit etwa zielt u.a. darauf, inwieweit die verschiedenen Quartiere einer Stadt gerecht mit Umweltqualitäten versorgt sind oder ob Lärm und Luftschadstoffe ungerecht verteilt sind bzw. einzelne Bevölkerungsgruppen besonders darunter leiden (ii). Dabei geht es immer auch um Fragen des Gemeinwohls, d.h. wie sich die Gesellschaft auch in sozialer Sicht nachhaltig organisieren lässt.
In Bezug auf öffentliche Räume in Städten und Gemeinden wird über Flächengerech-tigkeit debattiert. Autos nutzen einen hohen Flächenanteil und beeinträchtigen damit die Lebensqualität bzw. Menschen, die ohne Auto mobil sein wollen (ii/iiv). Hinzu kommen Fragen der verkehrlichen Gesundheitsbelastungen, Unfallvermeidung oder die Benachteiligung sozioökonomisch benachteiligter Bevölkerungsgruppen beim Zugang zu Mobilität.
Die Zielsetzung der Nachhaltigkeit weist zudem auf die zeitliche Dimension hin: Wie lässt sich Gerechtigkeit bei all diesen Aspekten nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für zukünftige Generationen mitdenken und sicherstellen.
Der FRU-Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2020 ruft dazu auf, sich mit dem Thema „Just Spaces“ in Bezug auf die Stadt und/oder die Region auseinander zu setzen. Die Beiträge können sich aus unterschiedlicher Fachsicht mit dem Themenfeld befassen, sie können theoretisch-konzeptionell ausgerichtet sein oder sich empirisch auf einzelne Fallbeispiele oder Projekte beziehen und diese wissenschaft-lich analysieren. Mögliche Fragen könnten beispielsweise sein (nur eine Auswahl, weitere Themen sind möglich):

Begriff und Begriffsgeschichte: Was kann unter Gerechtigkeit in räumlicher Hin-sicht verstanden werden und wie hat sich dieses Verständnis im Laufe der letz-ten Jahrzehnte ggf. verändert?

  • Räumliche Trends und Gerechtigkeit: Welchen Einfluss haben aktuelle raumrelevante Trends auf Fragen der raumbezogenen Gerechtigkeit? (bspw. demographischer Wandel, Binnenwanderung, Standorte von Infrastrukturen, etwa Windenergie oder Atommüll-Endlager)
  • Verteilungsgerechtigkeit: Wie kann Verteilungsgerechtigkeit in der Raumentwicklung erreicht werden, wenn es zum Beispiel um Infrastrukturen, Lebensqualitäten und Standorte geht? Wie kann Gerechtigkeit räumlich ausbalanciert werden? Was sind gerechte Verteilungen von Chancen und Belastungen?
  • Gleichwertige Lebensbedingungen: Welche Rolle spielt Gerechtigkeit bei der Definition gleichwertiger Lebensbedingungen? Wie können entsprechende Lösungsansätze und Strategien aussehen – in Deutschland, aber auch international in Europa (z.B. Regionalförderung und Kohäsionspolitik der EU)?
  • Verfahrens- und Anerkennungsgerechtigkeit: Welche Rolle spielt Gerechtigkeit in Planungsverfahren und Ansätzen der strategischen Raumentwicklung? Wer wird (nicht) beteiligt, wird (nicht) als legitim anerkannt und wird (nicht) in seinen Interessen wahrgenommen?
  • Nachhaltigkeit: Wie können zentrale Gerechtigkeitsforderungen der Nachhaltigkeits- und Klimagerechtigkeitsdebatte (inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit) in Ziele, Strategien, Instrumente und Verfahren der Stadt- und Raumentwicklung einfließen?
  • Gesundheit: Wie können negative Einflüsse auf die menschliche Gesundheit, wie Folgen von Klimawandel oder Autoverkehr, aufgefangen werden und wie können gerechtere Lösungen aussehen (Klimaschutz, Klimaanpassung, Verkehrswende)?
  • Grundsatzdiskussion: Wie verortet sich die Thematik „Just Spaces“ in internati-onalen Debatten um „spatial justice“, „energy justice“, „environmental justice“ oder „just transitions“?
  • Handeln: Welche politischen und planerischen Handlungsansätze können dazu beitragen, (mehr) Gerechtigkeit zu schaffen? Wer entwickelt Stadt und Region und wie kann dieses Handeln am Gemeinwohl ausgerichtet werden?
  • Zivilgesellschaft: Wie artikulieren Zivilgesellschaft und Protestbewegungen Fragen der Gerechtigkeit und des Gemeinwohls und welche Einwirkungsmöglichkeiten, aber auch Einschränkungen haben sie?

Die hier aufgeworfenen Fragen sollen nur als Anregung und Inspiration dienen. Themen der Wettbewerbsbeiträge können einzelne Fragestellungen mit Bezug zu diesen inhaltlichen Zusammenhängen sein, ebenso aber auch weitere Aspekte des Themenfelds „Just Spaces? – Gemeinwohl und Gerechtigkeit in Planung und Entwicklung von Stadt und Region“.

Erwartungen an die Wettbewerbsbeiträge

Der Wettbewerb richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (Master-, Promotions- oder Post Doc-Phase) ebenso wie an Personen, die sich in ihrer beruflichen Praxis in Verwaltung, Planungsbüros etc. mit Fragen der Stadt- und Raumentwicklung beschäftigen. Er ist offen für alle raumrelevanten Disziplinen. Wissenschaftlich ausgerichtete Beiträge mit eher theoretischem Ansatz sind ebenso willkommen wie analytische Arbeiten oder reflektierte Erfahrungsberichte aus der Praxis mit wissenschaftlicher Fundierung.
Interessierte können gerne zunächst beim Förderkreis anfragen, ob sich ein vorgesehenes Thema für den Wettbewerb eignet. Neben eigens für den FRU-Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2020 erstellten Beiträgen können auch solche Arbeiten eingereicht werden, die auf umfassenderen, bereits vorliegenden oder in
Arbeit befindlichen Studien-, Projekt- oder Abschlussarbeiten sowie Dissertationen beruhen.

Preise und Preisverleihung

Der FRU-Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2020 ist mit insgesamt 4.500 € dotiert. Vorgesehen ist die Vergabe eines ersten Preises (2.500 €), eines zweiten Preises (2.000 €) und eines dritten Preises (1.500 €).
Auf Vorschlag der Jury können eine Reduzierung der Zahl der Preise und eine andere Aufteilung der Preissumme erfolgen. Sonderpreise sind möglich, um außergewöhnliche Beiträge anzuerkennen.

Die Preise werden im Rahmen des ARL-Kongresses am 26. Juni 2020 in Leipzig überreicht. Die Verfasserinnen bzw. Verfasser der jeweils mit dem ersten Preis aus-gezeichneten Wettbewerbsbeiträge erhalten Gelegenheit, ihre Arbeiten vorzustellen.

Teilnahmebedingungen

Teilnehmen können Studierende, Absolventinnen und Absolventen sowie Mitarbeite-rinnen und Mitarbeiter in Lehre, Forschung und Praxis aller relevanten Fachbereiche. Das Höchstalter beträgt 35 Jahre (Stichtag: 15. März 2020). Zugelassen sind auch Arbeiten von Teams aus bis zu drei Autorinnen bzw. Autoren.
Die eingereichten Arbeiten sind in englischer oder deutscher Sprache abzufassen und dürfen noch nicht an anderer Stelle veröffentlicht oder zur Veröffentlichung an-geboten worden sein.

Die Arbeiten müssen bis zum 15. März 2020 (Datum des Poststempels) in vierfacher Druckversion und in elektronischer Version – bevorzugt auf CD – zusammen mit dem ausgefüllten Bewerbungsbogen (herunterzuladen von der Website des FRU unter www.FRU-online.de) bei der Geschäftsstelle des Förder-kreises eingereicht werden. Die Druckversionen und die elektronische Version müs-sen identisch sein und dürfen keinen Hinweis auf die Verfasser enthalten. Pro Be-werber bzw. Bewerberin kann nur eine Arbeit eingereicht werden. Über die Preis-vergabe entscheidet eine unabhängige Jury, deren Mitglieder vom FRU bestimmt werden. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die eingereichten Arbeiten können lei-der nicht zurückgegeben werden.

Der FRU lädt die Preisträgerinnen bzw. Preisträger zur Teilnahme am ARL-Kongress am 25.-26.06.2020 in Leipzig ein. Er sorgt bei Bedarf für Unterkunft und erstattet die Fahrtkosten nach dem Bundesreisekostengesetz.
Die Preisträgerinnen und Preisträger verpflichten sich zur unentgeltlichen Übertragung des Rechts zur Veröffentlichung ihrer eingereichten Arbeiten oder von Teilen daraus an den FRU bzw. an die ARL, sofern in deren Verlag eine Veröffentlichung erfolgt.

Ansprechpartner

Die Arbeiten sind einzureichen an folgende Adresse:
Förderkreis für Raum- und Umweltforschung e.V.
Geschäftsstelle
Förderpreis für Raum- und Umweltforschung 2020 ARL
Vahrenwalder Str. 247
30179 Hannover

Auskünfte erteilen:
Dr. Andreas Stefansky ARL / Geschäftsstelle des FRU
E-Mail: Stefansky@arl-net.de
Prof. Dr. Jörg Knieling (Stv. Vorsitzender des FRU) HafenCity Universität Hamburg
E-Mail: joerg.knieling@hcu-hamburg.de

Mit Unterstützung der Christel & Klaus Wolf-Stiftung

Hier die Ausschreibung als Download

Verweise
(i) Twickel, Christoph 2010: Gentrifidingsbums oder Eine Stadt für alle (Nautilus Flugschrift), Hamburg.
(ii) UBA 2019: Umweltgerechtigkeit – Umwelt, Gesundheit und soziale Lage (https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/umweltgerechtigkeit-umwelt-gesundheit-soziale-lage#textpart-1)
(iii) Siehe Zahlen aus MiD 2017 zum Modal Split in Städten
(iv) BUND Bremen 2019: Flächenverbrauch (https://www.bund-bremen.net/themen/mensch-und-umwelt/mobilitaet/autoverkehr/strassenbau/flaechenverbrauch/)
(v) VCD 2019: Flächengerechtigkeit (https://www.vcd.org/themen/strasse-zurueckerobern-neu/flaechengerechtigkeit/)

Forschungsauftrag 2019

Vergabe eines Forschungsauftrags

Der Förderkreis für Raum- und Umweltforschung hat einen Forschungsauftrag vergeben zum Thema:

Evaluierung der Mentoring-Programme von ARL und FRU

Hintergrund des Forschungsauftrags

Seit 2005 bieten ARL und FRU ein Mentoring-Programm zur Förderung weiblicher Nachwuchskräfte durch erfahrene Wissenschaftlerinnen oder Praktikerinnen in Raum- und Umweltwissenschaften und –planung an. Erste Berichterstattungen über das Mentoringprogramm* ergaben überwiegend positive Beurteilungen. Inzwischen wurden kleinere Änderungen vorgenommen wie z.B. eine Laufzeitverlängerung auf zwei Jahre. Im Jahr 2015 wurde dieses Programm um ein Programm zur Förderung von jungen Frauen und Männern ergänzt. Beide Programme starten nun abwechselnd jedes zweite Jahr. 

Ziele des Forschungsauftrags

Nach nunmehr vierzehn Jahren Laufzeit soll evaluiert werden, ob Ergebnisse im Sinne der Programme feststellbar sind, welche Elemente der Mentoringprogramme als bewährt zu beurteilen sind und erhalten bleiben sollen, und ob es ggf. Weiterentwicklungs- bzw. Veränderungsbedarf gibt. 
Im Ergebnis möchten ARL und FRU Hinweise erhalten, welche Charakteristika und Elemente der Programme positiv zu beurteilen sind und beibehalten werden sollten, und welche modifiziert bzw. weiterentwickelt werden sollten.

Inhalte des Forschungsauftrags

Auswirkungen der Mentoringprogramme für Mentees und Mentorinnen bzw. Mentoren: die jeweiligen Auswirkungen sollen anhand der eigenen Einschätzungen der Befragten ermittelt werden, da eine quantitative Erhebung z.B. von Karrierefortschritten, Publikationen etc. eine nicht absicherbare Ursache-Wirkungs-Beziehung voraussetzt. Mögliche Auswirkungen betreffen nicht nur berufliche Aspekte, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung; erfragt werden soll auch die Beurteilung des ‚Aufwand-Ertrags-Verhältnisses‘. Faktische Karrierefortschritte können auch ohne kausalen Bezug zum Mentoring ermittelt werden. Interessant sind auch Vergleiche der verschiedenen Jahrgänge sowie zwischen rein weiblichen und gemischt-geschlechtlichen Programmen.

Bearbeitungsstand

Der Auftragnehmer Professor Philipp Pohlenz und sein Team vom Institut II Gesellschaftswissenschaften der Otto von Guericke Universität Magdeburg werden demnächst ihre Ergebnisse vorlegen. Auf dieser Grundlage wird das weitere Vorgehen entschieden.

Mentoring-Programme von ARL und FRU

Mentoring-Jahrgang 2019

ARL/FRU-Mentoringstaffel 2019 bis 2022 erfolgreich abgeschlossen

Im Mentoring-Programm von ARL und FRU konnte die 2019 gestartete Staffel mit dem Abschlusstreffen am Online-Konferenz abgeschlossen werden. Sechs Tandems, in diesem gemischten Jahrgang von vier weiblichen und zwei männlichen Mentees sowie ihren Mentoren/Mentorinnen, haben das Programm
erfolgreich durchlaufen und eindrucksvoll über ihre Projekte berichtet.

Die Tandems:

• Jessica Baier (Hannover) und Prof. Dr. Susanne Frank (Fakultät Raumplanung, Technische Universität Dortmund)

• Henning Boeth (Berlin) und Dr. Ralph Baumheier (Senatskanzlei Bremen)

• Vera Buttmann (Berlin) und Prof. Dr. Susan Grotefels (Zentralinstitut für Raumplanung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, ZIR)

• Nadine Kießling (Ravensburg) und Dr. Barbara Malburg-Graf (Plan N – Prozessbegleitung in Planungund nachhaltiger Raumentwicklung)

• Nina Wahrhusen (Kaiserslautern) und Dipl.-Geogr. Vera Müller (Bezirksregierung Köln)

• Erik Wilde (Greifswald) und Prof. Dr. Peter Dehne (Hochschule Neubrandenburg


Jessica Baier hat das Mentoring genutzt, um ihre Dissertation abzuschließen. Diskussionen und Rücksprachen mit ihrer Mentorin Susanne Frank haben geholfen, Inhalte zu schärfen und für einzelne Kapitel den aktuellen Forschungsstand noch einmal gezielt aufzubereiten. Insbesondere die Disputationsvorbereitung war hilfreich. Die Dissertation ist vor kurzem unter dem Titel „Soziale Raumkonstitutionen von Studierenden – Eine qualitative empirische Analyse an privaten Hochschulen“ im Springer-Verlag erschienen. Unter dem Gesichtspunkt der Raumwirksamkeit ist vor allem interessant, dass Gründung und Betrieb privater (Fach-)Hochschulen zunehmend auch abseits der Standorte des öffentlichen Hochschulsystems in Großstädten und Ballungsgebieten, bspw. in ländlichen Räumen, erfolgen. Dabei orientiert sich das Angebot an lokalen oder regionalen Arbeitsmarkt- bzw. Wirtschaftsstrukturen. Jessica Baier will die Ergebnisse ihrer Dissertation auf einer Fachkonferenz vorstellen.

Henning Boeth hat nach seiner Promotion mit dem Wechsel vom Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner zur Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in Berlin einen Berufseinstieg in die Praxis gefunden und somit bereits frühzeitig sein Ziel für das Mentoring-Programm erreicht.
In seinem Mentoring-Projekt hat Henning Boeth Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung wachsender Städte erarbeitet. Hierbei baute er auf Ergebnissen aus seiner Dissertation auf, die sich mit Möglichkeiten zur Steuerung von Reurbanisierung in Mittelstädten befasste. Die Handlungsempfehlungen für Politik und Planungspraxis wurden um Erkenntnisse angereichert, die er während einer Hospitationswoche bei seinem Mentor Ralph Baumheier in der Senatskanzlei Bremen gewonnen hat. Mit der Publikation der Ergebnisse unter dem Titel „Reurbanisierungsprozesse in Mittelstädten – Analyse und Implikationen für die Planungspraxis“ in der Zeitschrift PLANERIN 5/2021, (S. 43 ff.) wurde das Mentoring- Projekt erfolgreich abgeschlossen.

Vera Buttmann arbeitet in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Berlin zum Thema Wohnungsneubau. Da sie promovieren möchte, suchte sie einen Weg in die Wissenschaft. Mit einem Exposé unter dem Arbeitstitel „Verantwortungskrise in der Klimakrise – Potentiale einer differenzierten Zuordnung von Treibhausgasreduktionszielen zu Städten und Kommunen“ bewarb sie sich auf ein Graduiertenkolleg an der HafenCity Universität Hamburg (HCU). Dort erhielt sie eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsgebiet „Geschichte und Theorie der Stadt“ bei Prof. Dr. Monika Grubbauer mit Assoziierung zum Graduiertenkolleg. Die Vollzeitstelle mit Promotionsmöglichkeit tritt sie im Juli 2022 an. Sowohl für die Fokussierung ihres Dissertationsthemas als auch mit Blick auf ihre Zielstrebigkeit bei den Bewerbungen war das Mentoring eine große Hilfe, insbesondere auch ein Hospitationsbesuch bei ihrer Mentorin Susan Grotefels am ZIR.

Nadine Kießling hat mit ihrer Dissertation zum Thema „Steuerungsfähigkeit und -wirkungen der Raumplanung in Deutschland und in der Schweiz“ während ihrer Tätigkeit bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) begonnen und wird Ihre Dissertation im September 2022 verteidigen. Aktuell arbeitet sie beim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben in Ravensburg und ist seit dem 1.Januar 2022 stellvertretende Verbandsdirektorin.
Ihr Projektziel war die Erstellung eines Buchbeitrags in dem Sammelband „Stadtregionales Flächenmanagement“ zum Thema „Zersiedelung eindämmen und Freiraum schützen – Einflussfaktoren auf die Planungspraxis der überörtlichen Raumplanung in Deutschland und der Schweiz“. Der Beitrag ist Anfang 2022 unter der Herausgeberschaft von Sebastian Henn, Thomas Zimmermann und Björn Braunschweig bei Springer erschienen. In Ihrer Arbeit untersucht sie, welche Faktoren die Planungspraxis bei der Umsetzung überörtlicher Raumordnungspläne in Regionen Deutschlands und der Schweiz beeinflussen und welche Konsequenzen dies für die Realisierung eines nachhaltigen stadtregionalen Flächenmanagements hat. Frau Kießling hat dazu Fallstudien zum Südlichen Oberrhein und Oberland (D) sowie zu St. Gallen und Zürich (CH) und ausgewählten Inhalten der jeweiligen Raumordnungspläne erstellt.
Als positive Beiträge des Mentorings sowohl zur Publikation als auch zu ihrer beruflichen Tätigkeit sieht Frau Kießling die Unterstützung der Diskussion über „systemrelevante“ oder „existenzielle“ Belange als Be-standteil der übergreifenden Erkenntnisse der Dissertation, sowie die Hinweise auf interessante Veröffentlichungen und den Austausch in der finalen Phase der Regionalplan-Fortschreibung. Sie hat die sehr guten Diskussionen über Themen der Regionalplanung und -entwicklung in einer integrierenden Perspektive, die praktische und wissenschaftliche Aspekte umfasst und auch konzeptionell über den „Tellerrand“ schaut, sehr geschätzt.

Nina Wahrhusen war zu Beginn des Mentorings an der Technischen Universität Kaiserslautern als Wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt und wollte das Mentoring zur Vorbereitung auf den Einstieg in die Praxis nutzen. Dies ist gelungen, da sie bereits seit April 2020 bei der Bezirksregierung Köln als Dezernentin in der Regionalplanungsbehörde tätig ist.
In ihrer Dissertation hat sie die Governance einer flächensparenden Siedlungsentwicklung durch die Regionalplanung anhand von Fallstudien über die Regionen Main-Rhön, Rostock und Stuttgart untersucht und die Promotion Ende 2020 abgeschlossen.
In einem Beitrag für das Handbuch „Stadtregionales Flächenmanagement“ entwickelt sie unter dem Titel „Regionalplanerische Governance zur Steuerung der Siedlungsentwicklung – Potenziale für ein stadtregionales Flächenmanagement“ Erkenntnisse aus ihrer Dissertation für das Flächenmanagement auf stadtregionaler Ebene weiter. Ihre theoretische Analysebasis ist das Konzept der Social-political Governance, mit dem sie an drei Fallbeispielen (Region Köln, Region Rostock und Region Stuttgart) formelle Planungsinstrumente sowie informelle kooperative Handlungsansätze der Regionalplanung im Kontext des Siedungsflächenmanagements in Stadtregionen untersucht. Auf Grundlage einer vergleichenden Auswertung von hierarchischen, Co-, Self- und Mixed Mode Governance-Ansätzen werden Potenziale und Hemmnisse der regionalplanerischen Steuerung der Siedlungsentwicklung kritisch reflektiert und zukünftige Handlungsoptionen für ein stadtregionales Flächenmanagement aufgezeigt.
Der Beitrag ist online erschienen unter:
https://link.springer.com/referencework/10.1007/978-3-662-63295-6#toc.

Erik Wilde arbeitet weiterhin im Stadtbauamt der Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Das Mentoringprogramm nutzte er für einen Fachaustausch zum Prozess der Stadtteilentwicklung in der Greifswalder Steinbeckervorstadt. Hier konnte er gegenüber dem Halbzeittreffen neue Planungs- und Entwicklungs-schritte vorstellen, insbesondere zum kooperativen Austausch mit Akteursgruppen aus dem Stadtteil sowie zu einzelnen Entwicklungsbereichen wie etwa dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie.
Das Mentoring-Ziel lag vorrangig im persönlichen Coaching und in praktischer Beratung zur Begleitung des komplexen, konfliktbeladenen Stadtteilentwicklungsprozesses. Zu diesem Zweck hat ein Besuch seines Mentors, Peter Dehne, in Greifswald mit einer gemeinsamen Begehung des Planungsgebietes stattgefunden. Dabei ging es auch um die Reflexion des eigenen Handelns in der Verwaltung. Gemeinsam wurden aktuelle stadtteilbezogene Themen und Prozesse analysiert sowie darüber hinaus gehende Ideen für mögliche Beteiligungsformate entwickelt und diskutiert. Es bleibt das Ziel, einen Erfahrungsbericht mit einer Prozessanalyse für eine mögliche Publikation zu erstellen.

In der Aussprache über das nun endende Mentoring zeigten sich alle Mentees sehr zufrieden, wobei die Flexibilität sowohl des Programms als auch der Mentoren/Mentorinnen gelobt wurden. Auf individuelle Problemlagen sei sehr konstruktiv eingegangen worden. Besonders interessant fanden die Mentees auch die Hospitationen bei ihrer jeweiligen Mentorin/ihrem Mentor, weshalb sie ein solches Angebot auch nach-folgenden Mentoring-Jahrgängen empfehlen. Der Dank des FRU gilt hier insbesondere dem großen ehren-amtlichen Engagement der Mentorinnen und Mentoren, ohne die das Programm nicht möglich wäre.
Durch die Corona-Pandemie, die kurz nach dem Auftakttreffen persönliche Kontakte in Präsenz unterbun-den hat und das Halbzeittreffen sowie den Workshop zu Soft Skills nur virtuell ermöglichte, war ein Nachteil für diesen Jahrgang. Die Laufzeit war deshalb auch etwas länger als sonst im Programm üblich.

Dr. Martha Pohl (FRU)
Dipl.-Ing. Raumplanung
mentoring@fru-online.de

Bericht Halbzeittreffen April 2021

Stadt- und Regionalentwicklung in wissenschaftlichen und praktischen Perspektiven

Mentoring-Programm von ARL und FRU

Das Halbzeittreffen des laufenden Mentoring-Jahrgangs 2019 fand im April 2021 als virtuelle Veranstaltung statt. Sehr erfreulich war, dass alle Mentees Fortschritte vorweisen und zum Teil auch über in Planung befindliche Veröffentlichungen berichten konnten.

Lisa Bartels betrachtet in ihrem Projekt das Thema „Funktionsmischung statt Monofunktionalität – Transformationsansätze für Innenstädte von Kleinstädten“ und nimmt dabei Kleinstädte mit 5.000 bis 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in den Blick. Rund ein Viertel der Bevölkerung Deutschlands lebt in Kleinstädten dieser Größenordnung. Im Mittelpunkt der praxisbezogenen Arbeit stehen Transformationsansätze für identitätsstiftende Gebäude in „mixed-used Immobilien“. Als Hintergrund dienen verschiedene laufende sowie abgeschlossene Forschungsvorhaben aus dem Bereich der Kleinstadtforschung, z. B. von BBSR, ARL und Thünen-Institut. Aufgrund der Aktualität und der zu erwartenden Langzeitfolgen der Corona-Pandemie für die Innenstädte werden ihre Auswirkungen mitbetrachtet. Die Herausforderung liegt vor allem in der Systematisierung der untersuchten Erfolgsfaktoren. Das wurde in der anschließenden Diskussion deutlich, in der auch verschiedene theoretische Zugänge abgewogen wurden. Das Projektziel im Rahmen des Mentorings umfasst die Erarbeitung eines Zeitschriftenartikels.

Nadine Kießling berichtete zum Stand ihrer Dissertation, die sich dem Thema „Steuerungsfähigkeit und -wirkungen der Raumplanung in Deutschland und in der Schweiz“ widmet und die sie an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) begonnen hat. Jetzt arbeitet sie zusätzlichbeim Regionalverband Bodensee-Oberschwaben in Ravensburg, wo die Widerstände gegen den Regionalplanentwurf Oberschwaben, deren Gründe und wie damit umzugehen ist, einen sehr guten Praxis-Check für ihre theoretische Arbeit bildet. Nadine Kießling beleuchtet in ihrer Arbeit die verschiedenen politischen Einflüsse auf die Planung und spiegelt Instrumente und Planungsprozesse mit auftretenden Hürden in der Praxis. Als zentrales Problem hat sie Probleme bei der Kommunikation nicht nur spezifischer Planinhalte, sondern vor allem auch der Aufgabe und Reichweite von Regionalplanung insgesamt identifiziert, zu der es in der Öffentlichkeit teilweise völlig unrealistische Erwartungen gibt, weshalb sie eine Verbesserung der Kommunikation regionaler Planungsprozesse in der Siedlungsentwicklung befürwortet. Projektziel im Rahmen des Mentorings ist ein Buchbeitrag in einem Sammelband zum Thema „Stadtregionales Flächenmanagement“.

Nina Wahrhusen wollte das Mentoring vor allem als Vorbereitung für den Einstieg in die Praxis nutzen. Sie arbeitet seit kurzem bei der Bezirksregierung Köln und ihr Thema sind die Möglichkeiten der Regionalplanung zur Flächensteuerung in Stadtregionen. Dieses Thema untersuchte sie zuvor im Rahmen ihrer Dissertation anhand von Fallstudien der Regionen Köln, Rostock und Stuttgart, die sie zwischenzeitlich abgeschlossen hat. Ihre theoretische Analysebasis stellt das Konzept der Social-political Governance dar, mit dem sie ihre Fallbeispiele in den Dimensionen Zielsetzung, Instrumente und Umsetzung untersucht und mit den unterschiedlichen Planungsebenen unterschiedliche Governance-Formen (hierarchische Governance, Co-Governance und Self-Governance) korreliert hat. Nina Wahrhusen plant ebenfalls einen Beitrag im Handbuch „Stadtregionales Flächenmanagement“.

Erik Wilde leitet die Abteilung Stadtentwicklung/Untere Denkmalschutzbehörde in Greifswald und wünscht sich durch das Mentoring ein persönliches Coaching und praktische Beratung für eine partizipative Stadtteilentwicklung der Steinbeckervorstadt in Greifswald. Die Entwicklung des Stadtteils wird durch zwei seit Jahren nicht mehr verfolgte B-Plan-Verfahren gehemmt. Die daraus resultierenden fehlenden Steuerungsmöglichkeiten bewirkten, dass ein anstehendes Investorenvorhaben nur nach § 34 BauGB beurteilt werden konnte, was erwartungsgemäß zu sehr unterschiedlichen fachlichen Einschätzungen führte. Im Rahmen der Erstellung eines Masterplans (2020) und der weiteren Konkretisierung wird nun ein Bindeglied zwischen den alten Planentwürfen und aktuellen Entwicklungen sowie Anforderungen gesucht. Seine Idee ist die Initiierung eines prozessbegleitenden Forums außerhalb der Verwaltung zur besseren Erreichbarkeit der Akteure und Erhöhung der Transparenz, Legitimation und Akzeptanz des Planungsprozesses.

Vera Buttmann arbeitet seit kurzem in der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zum Thema „Wohnungsneubau“. Sie möchte aber nach wie vor promovieren und hat anlässlich ihrer Bewerbung auf ein Stipendium ihr Thema mit dem Arbeitstitel „Verantwortungskrise in der Klimakrise, Potenziale einer Zuordnung von Treibhausgas-Reduktionszielen auf subnationaler Ebene“ konkretisiert. Kann eine räumlich differenzierte Zuordnung von Treibhausgas-Reduktionszielen zur Bewältigung der Verantwortungs- und Klimakrise beitragen? In der Diskussion ging es einerseits um Definitionen und Ziele der Klimapolitik und andererseits um die mögliche disziplinäre Verortung der Arbeit. Institutionell könnte das Geographische Institut der Humboldt-Universität Berlin sowohl für die räumlich-geographische als auch die soziologisch-politologische Perspektive ihrer geplanten Dissertation interessant sein.

Jessica Baier ist Soziologin und war Doktorandin im TRUST-/ARL-Promotionskolleg. Ihre Dissertation zur Raumbedeutung von privaten Hochschulen aus Sicht von Studierenden unterscheidet vier Typen: Infrastruktur- bzw. Bildungszertifikat-Interessierte, Life-Balance-Orientierte, Peer-Orientierte und Kolleg-Studierende mit voller Integration in das Hochschulleben und den Hochschulstandort. Die intensive Begleitung durch ihre Mentorin hat zu einer Schärfung der raumwissenschaftlichen Perspektive ihrer Dissertation beigetragen. Im November 2020 hat Jessica Baier die Dissertation eingereicht und bereitet nun die Disputation zusammen mit ihrer Mentorin vor. Aus den Ergebnissen ihrer Studie würde sie gern eine kleine Tagung und einen Zeitschriftenbeitrag entwickeln.

Henning Boeth hat seine Promotion vor einigen Wochen abgegeben und arbeitet nun im Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner. Das zwischenzeitlich schon erreichte Ziel des Mentorings war der Berufseinstieg nach der Promotion mit einer Arbeit an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Henning Boeth möchte nun Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung wachsender Städte erarbeiten, wobei er sich in seiner Dissertation mit der Steuerung der Reurbanisierung in Mittelstädten befasst hat. In der Diskussion wurde ihm empfohlen, aufgrund seiner empirischen Grundlagen zu Mittelstädten in seiner Dissertation auch Empfehlungen für diese abzuleiten, sowie seine Zielgruppe(n) vorab zu definieren.

Im Anschluss an die Präsentationen der Mentees gab es einen Erfahrungsaustausch und eine Aussprache über das Mentoring und die Fortbildungsveranstaltungen. Die gemeinsame Fortbildungsveranstaltung zu Kommunikation und Konfliktmanagement konnte nur virtuell stattfinden. Bei den von den Mentees frei zu wählenden Fortbildungen gab es eine große Vielfalt an Themen, was im Sinne des Programms ist, um individuell passgenaue Unterstützung zu bieten. Die Zweiteilung der Fortbildungsveranstaltungen in eine gemeinsame und eine individuelle empfanden die Mentees als sinnvoll.

Zum Verhältnis von Mentorinnen/Mentoren und Mentees gab es die Frage, von wem die Initiative für Kontakte ausgehen sollte. Trotz der in der Regel beruflich sehr eingespannten Mentorinnen und Mentoren wurden die Mentees ermuntert, bei Bedarf immer initiativ zu werden und die gewünschte Unterstützung einzufordern.

Aus den vom FRU in Auftrag gegebenen Evaluierungsstudien wurden zudem einige Empfehlungen für das weitere Mentoring ausgesprochen. Dazu zählen bspw. die Initiierung eines Online-Jour-fixe für eine bessere Kommunikation der Mentees untereinander, persönliche Treffen undniedrigschwellige Zugänge zum ARL-Netzwerk. Die ARL-Geschäftsstelle bot hier an, Kontakte zu den Landesarbeitsgemeinschaften herzustellen, um dezentral den Zugang zum Netzwerk sowie für Aktivitäten und Einblicke zu erleichtern.

Dr. Martha Pohl, Dipl.-Ing. Raumplanung

Ausschreibung von 2018

Das Programm beginnt 2019 und steht jungen Frauen und Männern gleichermaßen offen. Es hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Mit Das Mentoring-Programm für junge Planer*innen und Wissenschaftler*innen der Raum- und Umweltplanung ging im April 2019 in die vierzehnte Ausschreibungsrunde. Aufgrund der positiven Resonanz in den vergangenen Jahren hatte der FRU-Vorstand beschlossen, das Programm, das von ARL und FRU in Zusammenarbeit mit der HafenCity Hamburg entwickelt wurde, weiter fortzuführen und in diesem Jahr erneut für junge Frauen und Männer zu öffnen.
Die Laufzeit des Programms beträgt inzwischen zwei Jahre. Damit können sich die Tandems aus Mentee und Mentor*in intensiv zu fachlichen, biographischen und karrierespezifischen Fragen austauschen. Das Auftakttreffen für den vierzehnten Jahrgang fand am 4. November 2019 in der ARL-Geschäftsstelle in Hannover statt. Die Mentees trafen sich dort mit ihren Mentor*innen und stellten ihre Ideen für Projektarbeiten vor, die sie in dem zweijährigen Mentoring-Zeitraum bearbeiten wollen. Diese ergeben sich z.T. aus den Promotionsvorhaben, z.T. aus den praktischen Tätigkeiten der Mentees.
(Text leicht verändert von A. Klee, ARL-Nachrichten 03/2019, S. 69 f.; dort auch weitere Informationen)

Programm

Im Mentoring-Jahrgang 2019 werden vier junge Frauen und vier junge Männer gefördert. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stehen Mentorinnen und Mentoren aus der Wissenschaft und Planungspraxis zur Seite. Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer zwischen Mentees und erfahrenen Mentorinnen und Mentoren sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer individuell fördern. Das Programm setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen:

  • One-to-one Mentoring einer/eines Mentee mit jeweils einer erfahrenen Planerin oder Wissenschaftlerin / einem erfahrenen Planer oder Wissenschaftler
  • Gemeinsame Veranstaltungen zum Auftakt, zur Halbzeit sowie zum Abschluss des Programms (Diskussion und Förderung der fachlichen und persönlichen Qualifikationen, Analyse und Problematisierung sozialer Kompetenzen, Strategien zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie)
  • Qualifikationskurse für die Mentees
  • Bearbeitung eines Projektes in Absprache mit der jeweiligen Mentorin / dem jeweiligen Mentor Bei erfolgreicher Teilnahme erhält die/der Mentee zum Abschluss ein Zertifikat.

One-to-one Mentoring

Innerhalb des Mentoring-Programms wird von den Mentees erwartet, dass sie an zwei Qualifikationskursen teilnehmen. Vorgesehen ist ein gemeinsames Trainingsprogramm zum Thema „Souveräner Umgang mit Konflikten“. Der zweite Kurs (auf eigene Kosten) kann aus folgenden Inhalten gewählt werden: Projektmanagement, Präsentation, Rhetorik, Selbstmanagement, Zeitmanagement, Vermittlung der „Spielregeln“ im Wissenschaftsbetrieb und Berufsalltag oder Kommunikations- und Bewerbungstraining.

Gemeinsame Veranstaltungen

Auf der Auftaktveranstaltung erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Informationen zum Programm und viel Gelegenheit, sich untereinander kennenzulernen. Halbzeit- und Abschlussveranstaltung dienen der Analyse und Problematisierung karrierefördernder und karrierehemmender Faktoren, des „Lernens“ aus den Biographien der Mentorinnen/Mentoren. Zudem werden die Ergebnisse der Mentee-Projekte präsentiert sowie Erfahrungen mit dem Programm ausgetauscht. Die gemeinsamen Treffen dienen auch dazu, in einem „geschützten Raum“ Eindrücke auszutauschen und gemeinsam Antworten auf die Fragen zu finden, die sich den Mentees im beruflichen Alltag hinsichtlich der Karriereplanung und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellen.

Projekte

Die Mentees sollen das Programm auch dazu nutzen, ein gemeinsam mit der jeweiligen Mentorin / dem jeweiligen Mentor zu definierendes Projekt zu bearbeiten. Dies kann beispielsweise ein Fachaufsatz mit dem Ziel einer Veröffentlichung in einer referierten Fachzeitschrift sein, ein neuer methodischer Ansatz bei der Bewältigung fachlicher Aufgaben oder die Vorbereitung eines konkreten Karriereschrittes. Die Mentees und Mentorinnen/Mentoren halten Ziele und Schritte ihres jeweiligen Projektes in einer Zielvereinbarung fest.

Vorteile für Mentees

  • Vertiefte Kenntnisse über Strukturen, „Spielregeln“ und Verfahrensweisen in Planungspraxis oder Wissenschaft
  • Hinweise zum Aufbau von Netzwerken sowie Integration in wissenschaftliche und praxisorientierte Netzwerke der Raum- und Umweltplanung sowie der Raumwissenschaften
  • Förderung strategischer Kompetenzen und des „Selfmarketings“
  • Erweiterte oder konkrete Vorstellungen zur Karriereplanung und höhere Motivation

Vorteile für Mentorinnen/Mentoren

  • Erweiterung der Beratungsmöglichkeiten und Erfahrungen im Wissenstransfer
    Anregungen und Motivation sowie erweiterte Kontakte
    Reflexion des eigenen Berufswegs sowie von Zielen und Erwartungen

Ziele aus Sicht von ARL und FRU

  • Qualitätssteigerung in der Nachwuchsförderung
  • Sicherung der Leistungsfähigkeit der ARL durch frühzeitige Einbindung von besonders qualifizierten Nachwuchskräften
  • Förderung der Gleichstellung in den Raum- und Umweltwissenschaften
  • Förderung des Images der Raum- und Umweltwissenschaften im Wettbewerb umTalente
  • Förderung der Qualifikationen von Frauen und Männern für Führungspositionen in Wissenschaft und Praxis

Erwartungen an die Teilnehmerinnen / Teilnehmer

Das Mentoring-Programm von ARL und FRU richtet sich an Absolventinnen und Absolventen der Raumplanung, Landschafts- und Umweltplanung, Geographie und verwandter Studienrichtungen mit Bezug zur Raum- und Umweltplanung bzw. -forschung. Bei Interesse an einer Teilnahme sollten Sie bereit sein:

  • sich aktiv in die Mentoring-Partnerschaft über den Zeitraum von zwei Jahren einzubringen und regelmäßige Treffen wahrzunehmen,
  • ein mit der jeweiligen Mentorin / dem jeweiligen Mentor zu definierendes Projekt im Zeitraum des Programms zu bearbeiten,
  • zwei Qualifikationskurse zu besuchen,
  • über das Projekt auf der Abschlussveranstaltung zu berichten.

Die Aufnahme in das Mentoring-Programm erfolgt über eine Auswahl schriftlicher Bewerbungen. Ihre Bewerbung sollte ein Motivationsschreiben, ihren Lebenslauf sowie gegebenenfalls eine Kurzdarstellung ihrer aktuellen beruflichen Situation umfassen.
Das Höchstalter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist 35 Jahre (Stichtag: 1. Januar 2019).

Forschungsauftrag 2019

Ausschreibung eines Forschungsauftrags

Der Förderkreis für Raum- und Umweltforschung (FRU) vergibt einen Forschungsauftrag zum Thema:

Evaluierung der Mentoring-Programme von ARL und FRU

Hintergrund des Forschungsauftrags

Seit 2005 bieten ARL und FRU ein Mentoring-Programm zur Förderung weiblicher Nachwuchskräfte durch erfahrene Wissenschaftlerinnen oder Praktikerinnen in Raum- und Umweltwissenschaften und –planung an. Erste Berichterstattungen über das Mentoringprogramm* ergaben überwiegend positive Beurteilungen. Inzwischen wurden kleinere Änderungen vorgenommen wie z.B. eine Laufzeitverlängerung auf zwei Jahre. Im Jahr 2015 wurde dieses Programm um ein Programm zur Förderung von jungen Frauen und Männern ergänzt. Beide Programme starten nun abwechselnd jedes zweite Jahr. 

Ziele des Forschungsauftrags

Nach nunmehr vierzehn Jahren Laufzeit soll evaluiert werden, ob Ergebnisse im Sinne der Programme feststellbar sind, welche Elemente der Mentoringprogramme als bewährt zu beurteilen sind und erhalten bleiben sollen, und ob es ggf. Weiterentwicklungs- bzw. Veränderungsbedarf gibt. 

Im Ergebnis möchten ARL und FRU Hinweise erhalten, welche Charakteristika und Elemente der Programme positiv zu beurteilen sind und beibehalten werden sollten, und welche modifiziert bzw. weiterentwickelt werden sollten.

Inhalte des Forschungsauftrags

Auswirkungen der Mentoringprogramme für Mentees und Mentorinnen bzw. Mentoren: die jeweiligen Auswirkungen sollen anhand der eigenen Einschätzungen der Befragten ermittelt werden, da eine quantitative Erhebung z.B. von Karrierefortschritten, Publikationen etc. eine nicht absicherbare Ursache-Wirkungs-Beziehung voraussetzt. Mögliche Auswirkungen betreffen nicht nur berufliche Aspekte, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung; erfragt werden soll auch die Beurteilung des ‚Aufwand-Ertrags-Verhältnisses‘. Faktische Karrierefortschritte können auch ohne kausalen Bezug zum Mentoring ermittelt werden. Interessant sind auch Vergleiche der verschiedenen Jahrgänge sowie zwischen rein weiblichen und gemischt-geschlechtlichen Programmen.

Beurteilung der Elemente der Mentoringprogramme:

Die Programmelemente können der Internetpräsentation der Mentoringprogramme, den Programmflyern und den o.g. Aufsätzen entnommen werden; die Programmelemente wurden über die Jahre nur geringfügig geändert.

Zur Methodik der Untersuchung

Die Studie soll auf dem aktuellen Stand der Evaluierungsforschung durchgeführt werden und mit einem Mix aus qualitativen und quantitativen Methoden bearbeitet werden. Sie muss eine Zusammenfassung enthalten.

Interessenbekundung und Ausschreibungsbedingungen

Interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden gebeten, mit einem etwa zweiseitigen Schreiben ihr Interesse zur Übernahme des Forschungsauftrags sowie ihre Überlegungen zur Methodik der Untersuchung darzulegen. Diese Interessenbekundung soll auch einen kurzen Überblick über den bisherigen wissenschaftlichen Werdegang sowie über die fachlichen Kompetenzen im Themengebiet der Ausschreibung enthalten. Es gelten folgende Ausschreibungsbedingungen:

  • Das Höchstalter der Antragstellerin bzw. des Antragstellers beträgt 40 Jahre (Stichtag 31.12.2018). Zugelassen werden auch Anträge von Teams aus bis zu drei Personen.
  • Der Forschungsauftrag ist in deutscher Sprache anzufertigen.
  • Ein Zwischenbericht soll bis neun Monate nach Auftragsvergabe, der Abschlussbericht bis zwölf Monate nach Auftragsvergabe in elektronischer Form bei der Geschäftsstelle des FRU eingereicht werden.Antragstellung und Erstellung der Studie werden durch Prof. Dr.-Ing. Ulrike Weiland als ertreterin des FRU beraten (uweiland(at)uni-leipzig.de).
  • Die Studie wird aus Mitteln der Christel & Klaus-Wolf-Stiftung finanziert. Alle Berichte sollen auf dem Deckblatt diesen Hinweis enthalten. Für die Bearbeitung der Studie stehen bis zu 8.000 Euro (netto) zur Verfügung.
  • Der Auftrag wird im Rahmen eines Werkvertrags vergeben. Für die Versteuerung des Auftrags sind die Auftragnehmer selbst verantwortlich.

*: Weiland U, Klee A, Knieling J, Scholich D. 2012. Mentoring in der Raum- und Umweltplanung – eine Zwischenbilanz des Mentoring-Programms von ARL und FRU. Raumforschung und Raumordnung 70: 65-72. DOI 10.1007/s13147-011-0141-z

Weiland U, Klee A, Knieling J. 2015. Mentoring for young Female Practitioners and Scientists in Spatial and Environmental Planning in Germany – Experiences of the joint Mentoring Program of the Academy for Spatial Research and Planning and the Association for Spatial and Environmental Research. International Journal of Humanities and Social Science Vol. 5 No. 4; April 2015, pp. 129-138.

Werner-Ernst-Preis 2008 (17. FRU-Förderpreis-Wettbewerb)

Städte und Regionen im Klimawandel

Werner-Ernst-Preis 2008 verliehen

Der Werner-Ernst-Preis des Förderkreises für Raum- und Umweltforschung (FRU) wurde im Rahmen der Wissenschaftlichen Plenarsitzung der ARL am 6. Juni 2008 in Berlin verliehen. Anders als in den vergangenen Jahren hatte sich der Wettbewerb 2008 nicht am Thema der Jahrestagung der ARL orientiert. Dies hatte zwei Gründe: Zum einen hat sich der Vorstand des FRU dafür ausgesprochen, das derzeit in der wissenschaftlichen, aber auch in der öffentlichen Diskussion virulente Thema des Klimawandels mit seinen räumlichen Implikationen zum Gegenstand des Wettbewerbs zu machen. Damit sollten wegweisende wissenschaftliche Beiträge gefördert und ihr Weg zur „Anwenderseite“, der Planungspraxis, beschleunigt werden. Zum anderen wurden heuer zum ersten Mal Teile der Wissenschaftlichen Plenarsitzung über einen Call for Papers konzipiert. Hier galt es, Überschneidungen zweier Wettbewerbe zum gleichen Thema zu vermeiden.

Die Wahl des Themas „Städte und Regionen im Klimawandel“ hat sich als richtig erwiesen. Denn – so viel sei vorweggenommen – es konnten nicht nur drei Preise vergeben werden, sondern auch eine Reihe lobender Anerkennungen. Dies zeugt von der hohen Qualität der eingereichten Beiträge.

Die Folgen des Klimawandels für Städte und Regionen sowie Handlungsmöglichkeiten im Klimawandel sind sehr aktuelle Forschungsthemen. Mit dem Werner-Ernst-Preis sollten einerseits Arbeiten gefördert werden, die neue Erkenntnisse zu raum-zeitlichen Wirkungen des Klimawandels für Städte und Regionen behandeln. Dies konnten Arbeiten zur raum-zeitlichen Verteilung potenzieller Folgen und Risiken des Klimawandels sein oder solche, die sich mit der Vulnerabilität sozialer Gruppen gegenüber dem Klimawandel auch in räumlicher Hinsicht befassen. Da der Klimawandel nicht mehr verhindert, sondern nur verlangsamt und in seinen Ausmaßen gemildert werden kann, sind andererseits Anpassungsstrategien erforderlich, wie z. B. die verstärkte Berücksichtigung energetischer und klimatischer Aspekte bei Siedlungsentwicklung und Stadterneuerung, der klimabewusste Entwurf oder Umbau von Gebäuden, das Freihalten bzw. die Absiedlung von Bereichen, die durch Überflutungen oder Hangrutschungen gefährdet sind. Daher waren auch Arbeiten von Interesse, die sich mit politischen und planerischen Handlungsmöglichkeiten im Klimawandel auf verschiedenen politischen bzw. administrativen Ebenen befassen.

Nach dem Abgabetermin Ende März 2008 wurden die zahlreich eingegangenen Wettbewerbsbeiträge an die Jury zur Prüfung und Bewertung übergeben. Mitglieder der Jury waren Dr. Jörn Birkmann, United Nations University Bonn, der auch den Vorsitz innehatte, Prof. Dr. Sabine Hofmeister, Leuphana-Universität Lüneburg, und Dr. Ernst-Hasso Ritter, Staatssekretär a.D. und ehemaliger Präsident der ARL. Die Jury empfahl dem Vorstand des FRU, je einen ersten, zweiten und dritten Preis zu vergeben. Der Vereinsvorstand folgte dieser Empfehlung. Prof. Dr.-Ing. Jörg Knieling, Vorsitzender des FRU, gab im Rahmen der Wissenschaftlichen Plenarsitzung das Wettbewerbsergebnis bekannt und überreichte die Auszeichnungen.

Der dritte Preis, dotiert mit 1.000 Euro, ging an Matthias Dietz aus Bremen. Sein Beitrag trägt den Titel Überraschende Untiefen. Analyse der Klimaschutzpolitik zweier Küstenbundesländer. Dietz geht in seiner Arbeit vor allem der Frage nach, wie die Bundesländer Hamburg und Niedersachsen Argumente und Belange des Klimaschutzes in ihre konkrete Handlungspolitik einbinden. Er vergleicht somit die Klimaschutzpolitik der beiden Länder. Es wird deutlich, dass bisher vielfach eine selektive Nutzung von Klimaschutz- und Klimaanpassungsargumenten vorzufinden ist. Dietz kommt zu dem Schluss, dass die Nutzung klima- und umweltpolitischer Argumente im Fallbeispiel Niedersachsen besondere Berücksichtigung bei den Themen Wattenmeer und Elbvertiefung erhält, da diese mit wirtschaftlichen Interessen des Landes kaum in Konflikt stehen. Die geringe Aufbereitung des Belanges Klimawandel in der politisch-planerischen Diskussion in Hamburg – bezogen auf die Themen Wattenmeer und Elbvertiefung – zeigt die Dringlichkeit, konkretere Maßnahmen und Kriterien zu entwickeln, die es erlauben, Fragen des Klimaschutzes und Klimawandels in diese Vorhaben einzubinden. Die Arbeit von Matthias Dietz bietet hierzu einen wichtigen Impuls.

Der zweite Preis, dotiert mit 1.500 Euro, ging an Anja Seidel aus Dresden. Ihr Beitrag Prognose der Auswirkungen des Klimawandels am Beispiel des Brambacher Zipfels im Oberen Vogtland greift das Wettbewerbsthema aus einer landschaftsplanerischen Perspektive kompetent und kritisch auf. Im Mittelpunkt steht die Untersuchung der spezifischen Verwundbarkeit von Lebensräumen und ausgewählten Pflanzenarten gegenüber Klimaänderungen. Entgegen dem leicht irreführenden Titel werden aber nicht nur Prognosen gestellt, sondern auch konkrete Handlungsempfehlungen vorgelegt. Diese münden in ein Handlungskonzept für den betroffenen Raum im Oberen Vogtland in Südwestsachsen, das ohne Weiteres die Grundlage für ein praktisches Maßnahmenprogramm sein könnte. Die Arbeit ist wissenschaftlich solide fundiert, zum Teil durch eigene Untersuchungen angereichert, und zugleich ausgesprochen praxisorientiert. Obwohl der Beitrag als planerisches Referenzgebiet die Fachplanung „Landschaftsplanung“ wählt, sind viele Erkenntnisse – etwa zur Vulnerabilität – auch auf andere Planungsarten, einschließlich der räumlichen Gesamtplanung, übertragbar und für die Planungspraxis direkt nützlich.

Den ersten Preis, dotiert mit 2.000 Euro, erhielt Birte Frommer aus Darmstadt. Ihre Arbeit trägt den Titel Handlungs- und Steuerungsfähigkeit von Städten und Regionen im Klimawandel. Der Beitrag strategischer Planung zur Erarbeitung und Umsetzung regionaler Anpassungsstrategien. Ausgehend von der These, dass auf regionaler Ebene besonderer Bedarf an Anpassungsstrategien an die Folgen des Klimawandels besteht, fragt die Autorin nach den Möglichkeiten der räumlichen Planung zur Erstellung, Implementierung und Umsetzung dieser Strategien. Der Beitrag fokussiert dabei auf den Steuerungsansatz der strategischen Planung zur Erhöhung der „Adaptive Capacity“ in den Regionen. In der Bewertung dieses Ansatzes kommt Frommer zu dem Schluss, dass der Erfolg von Anpassungsstrategien in hohem Maße davon abhängt, ob und wie Strategien, Programme und Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung negativer Wirkungen des Klimawandels mit nichtklimatischen Veränderungsprozessen, wie z. B. dem sozio-ökonomischen und demographischen Wandel, abgestimmt sind. Aufbauend auf diesen Befund werden die Einflussmöglichkeiten der Raumplanung in Bezug auf die Erhöhung regionaler Anpassungskapazitäten in der Perspektive auf Vorsorgeorientierung und die Potenziale des Risikomanagements erörtert. Dazu bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes. Besonders hervorzuheben ist, dass Frommer ein „konzeptionelles Gerüst“ für eine regionale Anpassungsstrategie, einen sogenannten Strategiezyklus, entwickelt.

Der Beitrag von Birte Frommer enthält neue Erkenntnisse sowohl in konzeptioneller als auch in methodischer Hinsicht. Im Ansatz des „Strategiezyklus“ werden die verschiedenen planungstheoretischen Debatten zu „Capacity Building“, „Risk Assessment“ und „Risikomanagement“ sowie zu kooperativen Planungsverfahren miteinander verbunden und für das Handlungsfeld nutzbar gemacht. Hervorzuheben ist außerdem die differenzierte und kritisch reflektierte Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und Grenzen der räumlichen Planung im Handlungsfeld der Adaptionsstrategien an den Klimawandel und seine Folgen.

Neben den drei mit Geldpreisen prämierten Beiträgen hat die Jury vier weitere Beiträge lobend anerkannt. Die Autoren erhielten wertvolle Buchgeschenke. Es handelt sich um folgende vier Wettbewerbsbeiträge:

  • Nichtwissen und Vorsorge im Klimawandel. Herausforderungen für die räumliche Planung (Sylvia Kruse, Basel, und Christian Kuhlicke, Leipzig)
  • Bewältigung von Klimaschutz und Klimaanpassung durch die Raumplanung in Städten und städtischen Agglomerationen (Michael Lülf, Hannover)
  • Instrumentelle Zuordnung der planerischen Aufgaben des Klimaschutzes (Sven Rannow und Roland Finke, Dortmund)
  • Die Potenziale der Flussgebietsplanung für den Umgang mit den Folgen des Klimawandels – Bürgerschaftliches Engagement im Hochwasserschutz (Mareike Schaerffer, Hamburg)

Fast alle prämierten und lobend anerkannten Beiträge sind zur Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Raumforschung und Raumordnung“ bzw. in der Reihe „E-Paper der ARL“ vorgesehen.

Andreas Klee

Werner-Ernst-Preis 2007 verliehen

Preisträger

2. Preis

Dipl.-Geogr. Patrick Küpper, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung Dresden, für seinen Beitrag „Das Konzept der Europäischen Metropolregionen und territoriale Kohäsion – Notwendigkeit oder Widerspruch?“

3. Preis

Dipl.-Ing. Anna Growe, Universität Dortmund, Fakultät Raumplanung, und Dipl.-Geogr. Sabine von Löwis, HafenCity Universität Hamburg, Institut für Stadt-, Regional- und Umweltplanung, für ihren Beitrag „Metropolregionen als Knowledge-Broker zur Förderung der territorialen Kohäsion in einer wissensbasierten Ökonomie“

Metropolregionen und territoriale Kohäsion

Der Werner-Ernst-Preis 2007 des Förderkreises für Raum- und Umweltforschung (FRU) wurde im Rahmen der Wissenschaftlichen Plenarsitzung der ARL am 14./15. Juni 2007 in Hamburg verliehen. Wie in den Vorjahren auch, hatte sich der Wettbewerb inhaltlich an der Jahrestagung der ARL orientiert. Mit dem Thema „Metropolregionen und territoriale Kohäsion“ war wiederum ein Tagungsthema gewählt worden, das eine hohe Aktualität und planerische Relevanz aufweist.

Der Werner-Ernst-Preis 2007 hatte zum Ziel,

  • die generelle Rolle von Metropolregionen für eine nachhaltig orientierte europäische Raumentwicklung einzuordnen und die Chancen und Risiken einer metropolenbasierten Raumentwicklung zu veranschaulichen,
  • Wege zu stärker integrierten Lösungen (fachplanerischer Abstimmung) sowie kooperativer Ansätze (z. B. polyzentrale Metropolregionen oder Metropolennetze) auf europäischer Ebene aufzuzeigen,
  • Überlegungen zu Strategien und Instrumenten einer metropolenbasierten Raumentwicklung anzuregen.

Der Wettbewerb forderte dazu auf, sich mit den Konzepten „Metropolregionen“ und „Territoriale Kohäsion“ auseinanderzusetzen und Vorschläge zu diskutieren, welche Folgerungen für die raum- und umweltbezogene Politik und Planung im weitesten Sinn gezogen werden sollten.

Nach dem Abgabetermin am 10. April 2007 wurden die eingegangenen Wettbewerbsbeiträge an die Jury zur Prüfung und Bewertung übergeben. Mitglieder der Jury waren Dr. Thorsten Wiechmann, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung Dresden, der auch den Vorsitz innehatte, Doris Krüger-Röth, Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main, und Dr. Karl Peter Schön vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Bonn. Der Vorstand des FRU folgte der Empfehlung, einen zweiten und einen dritten Preis zu vergeben. Die stellvertretende Vorsitzende des FRU, Prof. Dr.-Ing. Ulrike Weiland, gab im Rahmen der Wissenschaftlichen Plenarsitzung das Wettbewerbsergebnis bekannt und überreichte die Auszeichnungen.

Der dritte Preis, dotiert mit 1.000 Euro, wurde Anna Growe und Sabine von Löwis für ihren Beitrag „Metropolregionen als Knowledge-Broker zur Förderung der territorialen Kohäsion in einer wissensbasierten Ökonomie“ zuerkannt. Darin widmen sie sich innovativen Ansätzen der Wissensökonomie, einer hochaktuellen Forschungsthematik. Gezielt wird der Frage nachgegangen, ob Metropolregionenals Zentren für Innovation mit dem Aufgreifen des Themas Wissen einen Beitrag zur gesamträumlichen Entwicklung leisten können. Theoretisch fundiert, analysiert der Beitrag die besonderen Standortbedingungen und Funktionen von Metropolregionen in einer wissensbasierten Ökonomie und untermauert die verbreitete These, dass urbane Zentren als Knoten der Wissensgesellschaft günstige Voraussetzungen für Wachstum und Innovation mit sich bringen. Ein Abschnitt des Beitrags widmet sich den regionalen Disparitäten in der territorialen Wissensökonomie und zeigt, dass auch in peripheren Räumen ökonomisch bedeutsames Wissen vorhanden ist, das bei einer einseitigen Konzentration auf Metropolregionen leicht übersehen werden kann. Im Fazit des Beitrags fordern die Autorinnen ein systematisches Wissensmanagement innerhalb von Metropolregionen. Darüber hinaus könne den Metropolregionen analog zum Unternehmenskonzept des „Knowledge-Brokers“ eine Rolle als Wissensmanager bzw. „Wissensaktivist“ zufallen. Wenn Metropolregionen als Katalysatoren das innerhalb der urbanen Zentren und in den peripheren Räumen außerhalb der Zentren auf vielfältige Art vorhandene Wissen vernetzen und zukunftsfähig weiterentwickeln, dann kann dies auch ein Beitrag zu einer auf Kohäsion ausgerichteten Wissensökonomie und einer nachhaltigen Wissensgesellschaft sein. Der Beitrag von Anna Growe und Sabine von Löwis stellt damit auch eine Verknüpfung der Debatte um europäische Metropolregionen mit neueren regionalökonomischen Diskussionen her, die in dieser Form bisher nicht geleistet wurde.

Der zweite Preis, dotiert mit 1.500 Euro, ging an Patrick Küpper, der im Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden im Rahmen des mit Mitteln des „Paktes für Forschung und Innovation“ geförderten Projektes „Demographischer Wandel – Komplexität als Herausforderung für die Stadt- und Regionalentwicklung“ seine Dissertation anfertigt. Sein Beitrag „Das Konzept der Europäischen Metropolregionen und territoriale Kohäsion – Notwendigkeit oder Widerspruch?“ greift das Wettbewerbsthema aus einer wirtschaftsgeographischen Perspektive kompetent und kritisch auf. Im Mittelpunkt steht das Spannungsverhältnis zwischen der Förderung von Wachstumskernen und der territorialen Kohäsion und damit die Frage, ob die Förderung von Metropolregionen auch geeignet ist, den territorialen Zusammenhalt zu stärken. Nach einer einleitenden Darstellung der akademischen und politischen Debatten um das Konzept der europäischen Metropolregionen widmet sich der Beitrag ausführlich sechs wirtschaftsgeographischen bzw. regionalökonomischen Ansätzen, die immer wieder zur Begründung einer metropolregionenorientierten Raumentwicklungspolitik herangezogen werden: von den klassischen agglomerations- und polarisationstheoretischen Ansätzen über die Theorie der Zentralen Orte und die Konzepte funktionsräumlicher Arbeitsteilung bis hin zu neueren Ansätzen aus der New Economic Geography. Die verschiedenen Diskussionsstränge werden dabei sehr gut nachvollziehbar zusammengefasst und mit der aktuellen politischen Debatte in Deutschland verbunden. Patrick Küpper kommt zu dem Schluss, dass die genannten Ansätze für eine normative Begründung des Konzepts der Europäischen Metropolregionen nur bedingt geeignet erscheinen. Darauf aufbauend widmet sich der Beitrag anschließend der eigentlichen Kernfrage, welchen Beitrag das Konzept der Europäischen Metropolregionen zur territorialen Kohäsion zu leisten vermag. Angesprochen werden etwa potenzielle Auswirkungen eines stärkeren Wachstums in den Metropolregionen auf die Finanzierbarkeit höherer Ausgleichszahlungen, die Wahrscheinlichkeit von Ausstrahlungseffekten in die Peripherie und die Möglichkeiten einer Arbeitsteilung in Verantwortungsgemeinschaften. Auch wenn die Aussagen in Teilen spekulativ bleiben (müssen), zeigt der Beitrag doch eindringlich die Risiken, die mit einer auf Wachstumskerne fokussierten Raumentwicklungspolitik einhergehen können. Insofern ist es nur konsequent, dass der Autor in seinen Schlussbetrachtungen vor einer einseitigen Konzentration auf Metropolregionen warnt.

Nach der Laudatio und der Preisübergabe hatte Patrick Küpper Gelegenheit, in komprimierter Form die Hauptgedanken seiner Arbeit vorzutragen, die mit viel Beifall bedacht wurden.

Andreas Klee

Werner-Ernst-Preis 2006 vergeben

Die Preisträger

2. Preis
Dipl.-Geogr. Dirk Huchtemann, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung Essen, für seinen Beitrag „Effizienzgewinn durch Regionalisierung? Abgrenzung homogener Politikaktionsräume in Flusseinzugsgebieten“
2. Preis
Dr. Oliver Kaiser, Universität Freiburg im Breisgau, Institut für Landespflege, für seinen Beitrag „Bewertung und Entwicklung urbaner Fließgewässer unter aktiver Einbeziehung der Öffentlichkeit – Das Projekt StadtGewässer“
3. Preis
Dipl.-Ing. Alice Kube, Referendarin beim Ministerium für Umwelt, Natur, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen für ihren Beitrag „stadt ODER landschaft. Erholungskonzept Wasserknoten Wroclaw/Breslau“

Wasser als Element der Raumplanung

Im Rahmen der Wissenschaftlichen Plenarsitzung der ARL am 22. und 23. Juni 2006 in Rostock-Warnemünde wurde der Werner-Ernst-Preis des Förderkreises für Raum- und Umweltforschung e.V. (FRU) verliehen.

Wie in den Vorjahren auch, hatte sich der Wettbewerb inhaltlich an der Jahrestagung der ARL orientiert. Mit dem Thema „Wasser als Element der Raumplanung“ war ein Tagungsthema gewählt worden, das eine hohe Aktualität und planerische Relevanz aufweist. Daher beabsichtigte der Vorstand des FRU wiederum eine harmonische Einbindung der Preisverleihung zum gleichen Thema in die Veranstaltung.

Der Werner-Ernst-Preis 2006 hatte zum Ziel,

  • die generelle Bedeutung des Wassers als natürliche Ressource sowie seine Bedeutung für Gesellschaft und Wirtschaft und die räumlichen Auswirkungen und Probleme der Wassernutzung zu verdeutlichen,
  • den besonderen Vorrang querschnittsorientierter (integrativer) raumplanerischer Entwicklungskonzepte, -strategien und Handlungsansätze im Zusammenhang mit der Lösung gegenwärtiger und zukünftiger Probleme im Bereich des Wassers zu begründen und zu veranschaulichen,
  • die veränderten Anforderungen an Planungs- und Kooperationskonzepte sowie raumplanerische Instrumente zu konkretisieren, insbesondere auch mit Blick auf die Raumplanung im Küsten- und Meeresbereich (IKZM),
  • Wege aufzuzeigen, wie das Verhältnis von Raumplanung und Wasserwirtschaft in der Zukunft im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung gestaltet werden sollte,
  • zu Überlegungen für eine neue Planungskommunikation zwischen Raumplanung, Wasserwirtschaft und den weiteren Planungsbeteiligten anzuregen.

Der Wettbewerb forderte dazu auf, sich mit dem Element Wasser im Zusammenhang mit der räumlichen Planung auseinanderzusetzen und Vorschläge zu diskutieren, welche Folgerungen für die raum- und umweltbezogene Politik und Planung im weitesten Sinne gezogen werden sollten.

Nach dem Abgabetermin am 30. April 2006 wurden die Wettbewerbsbeiträge an die Jury zur Prüfung und Bewertung übergeben. Mitglieder der Jury waren Dr. Stefan Greiving, Universität Dortmund, der auch den Vorsitz innehatte, Prof. Dr. Christina von Haaren, Universität Hannover, und Dipl.-Geogr. Kirsten Adamczak von der Emschergenossenschaft in Essen. Ende Mai 2006 legte die Jury ihr Ergebnis vor. Der Vorstand des FRU folgte der Empfehlung zur Preisvergabe, die vorsah, zwei zweite und einen dritten Preis zu vergeben. Der Vorsitzende des FRU, Prof. Dr.-Ing. Jörg Knieling, gab im Rahmen der Wissenschaftlichen Plenarsitzung das Wettbewerbsergebnis bekannt und überreichte die Auszeichnungen.

Der dritte Preis wurde Dipl.-Ing. Alice Kube für ihren Beitrag „stadt ODER landschaft. Erholungskonzept Wasserknoten Wroclaw/Breslau“ zuerkannt. Ihr Wettbewerbsbeitrag beschreibt die landschaftsplanerische Vision einer Verflechtung von Wasserachsen der Oder und hiermit verbundener Kanäle im Raum Breslau mit Schwerpunkt auf einem Bewertungs- und Handlungsrahmen zur Naherholung. Auf Grundlage einer differenzierten Beschreibung der Rahmenbedingungen und Entwicklungsgeschichte des heutigen stadtregionalen Systems wird das Potenzial der Oberflächengewässer zur Grundlage der weiteren Entwicklung gemacht. Der Beitrag arbeitet sowohl bei der Analyse wie auch im konzeptionellen Teil sehr querschnittsorientiert: Die Einbeziehung der stadtplanerischen, sozioökonomischen, ökologischen, politischen wie auch wasserwirtschaftlichen Aspekte führt zu einem Gesamtbild beim Problemaufriss wie auch zu Ansätzen einer nachhaltigen Stadtentwicklung unter dem Leitbild einer vom Wasser geprägten Metropole. Die Stärken der Arbeit liegen in der klaren Gliederung des Stadtraumes und der Funktionszuweisungen gewässerbezogener Nutzungen, in der Kraft der Visualisierungen und dem angemessenen, behutsamen Brückenschlag zwischen Nutzungssteuerung und „Möblierung“ der Flusslandschaft. Die Arbeit ist logisch aufgebaut, gut lesbar und vermittelt durch intelligente grafische Darstellungen eine Fülle an vielschichtigen Informationen. Es wird auch deutlich, dass die Verfasserin viel eigene Initiative und Untersuchungen in die Arbeit eingebracht hat. Die Fallstudie wurde mit dem dritten Preis bewertet, da sie die Aufgabe „Wasser als Element der Raumplanung“ im Kontext der Öffnung Europas nach Osten und damit verbundener Veränderungen im Stadtgefüge und in den Lebensgewohnheiten der Menschen beispielhaft darstellt. Im Sinne eines Erkenntnisfortschritts kann diese kulturelle Annäherung und ihre Auswirkung auf die Stadtplanung in Europa einen wichtigen Beitrag leisten.

Einer der beiden zweiten Preise ging an Dipl.-Geogr. Dirk Huchtemann für seine Arbeit „Effizienzgewinn durch Regionalisierung? Abgrenzung homogener Politikaktionsräume in Flusseinzugsgebieten“. Er greift das Problem diffuser Einträge in Oberflächengewässer auf. Die Steuerung ist hier besonders schwierig, da sie nicht über Anlagengenehmigung und Überwachung erfolgen kann, sondern sich auf eine Änderung der Praxis der landwirtschaftlichen Flächenutzung richten müsste. Die dazu geeigneten Maßnahmen wären in einem regional angepassten Flussgebietsmanagement zu ergreifen. Ziel der Arbeit ist es, eine Methode zu entwickeln, die es ermöglicht, die notwendigen Maßnahmen und Instrumente mit möglichst geringen Transaktionskosten – insbesondere Verwaltungsaufwand – zu planen und zu implementieren. Der Autor geht dabei von der These aus, dass dies der Fall ist, wenn die Planungsräume möglichst homogen bezüglich der für dieses spezifische Problem steuerungsrelevanten Faktoren sind. Ausgangsbausteine sind dabei die Gemeinden, die innerhalb der Flussgebietseinheiten zu neuen homogenen Planungsräumen zusammengefasst werden. Als homogen werden die Räume dann bezeichnet, wenn sie hinsichtlich

  • der Präferenzen der Bevölkerung für einen bestimmten Gewässerzustand ähnlich sind,
  • der Eintragsraten von Schadstoffen ähnlich sind und
  • der Vermeidungsgrenzkosten als Verringerung des Einkommens landwirtschaftlicher Betriebe in Abhängigkeit von bestimmten Politikmaßnahmen ähnlich sind.

Innerhalb der homogenen Gemeindegruppen können Maßnahmen mit geringeren Transaktionskosten geplant und umgesetzt werden, da sie auf einen Raum mit relativ gleichen Problemen und Umsetzungsbedingungen wirken. Dirk Huchtemann löste die Aufgabe, homogene Planungsräume zu finden, mittels einer Clusteranalyse. Am Beispiel der Ems demonstriert er die Anwendbarkeit der Methode. Mit der Arbeit wird eine originelle und eigenständige Lösung für ein Problem an der Schnittstelle zwischen Raumplanung und wasserwirtschaftlicher Planung präsentiert. Der Autor überträgt einen ökonomischen Ansatz zur Effizienzsteigerung auf ein Raumproblem und leitet die von ihm entwickelte Methode zur Neugliederung von Planungsräumen in Wassereinzugsgebieten systematisch und nachvollziehbar her.

Der andere zweite Preis wurde Dr. Oliver Kaiser für seinen Beitrag „Bewertung und Entwicklung urbaner Fließgewässer unter aktiver Einbeziehung der Öffentlichkeit – Das Projekt StadtGewässer“ zuerkannt. Er stellt das Freiburger Projekt „StadtGewässer“ vor, das sich auf zwei Freiburger Gewässer bezieht (Gewerbekanal und Glasbach), deren Ausgangsstatus erhebliche Defizite, aber auch Entwicklungspotenziale aufgewiesen hatte. Ausgangspunkt der konzeptionellen Überlegungen des Beitrages waren die bestehenden Defizite bei der systematischen Erfassung des Zustands urbaner Fließgewässer, da sich bisherige Bewertungsansätze – wie übrigens auch die Wasserrahmenrichtlinie – primär am ökologischen Zustand von Gewässern orientieren. Ganz im Sinne des Leitbildes der nachhaltigen räumlichen Entwicklung wurden neben ökologischen auch soziale und ökonomische Kriterien berücksichtigt, und zwar nicht nur mittels quantifizierbarer Faktoren, sondern auch mit weichen Attributen wie Erlebnis und Aufenthaltsqualität. Interessant ist in diesem Kontext die Art und Weise, wie das schwierige Thema der Messbarkeit und Bewertung von „Sinneswahrnehmung“ (und insbesondere der visuellen Wahrnehmung als wichtigstem Kriterium) angegangen worden ist. Dieser Bewertungsansatz ist auf die beiden Freiburger Gewässer angewendet worden und scheint übertragbar zu sein, was diesen Beitrag über den Wert einer reinen Fallstudie hinaus auszeichnet. Zudem wurde die Bedeutung aktiver bürgerschaftlicher Mitwirkung an Planungsvorgängen aufgezeigt und deren Anwendung begleitet und positiv evaluiert. Die Arbeit zeichnet sich außerdem durch eine gute Herleitung der Problemstellung und Zielsetzung aus, aus denen ein Lösungsansatz abgeleitet wird. Sie ist auch optisch sehr ansprechend aufbereitet worden. Der Beitrag wurde mit einem zweiten Preis bewertet, da er das Thema „Wasser als Element der Raumplanung“ auf überzeugende Art und Weise in Form einer Fallstudie umgesetzt hat, die eine erkennbare konzeptionelle Eigenleistung des Autors beinhaltet. Dies stellt einen in weiten Teilen auch auf andere Fälle übertragbaren Erkenntnisfortschritt dar.

Nach der Laudatio und der Preisübergabe hatten Dirk Huchtemann und Oliver Kaiser Gelegenheit, in komprimierter Form die Hauptgedanken ihrer jeweiligen Arbeit vorzutragen.

Andreas Klee

Werner-Ernst-Preis 2009 (18. FRU-Förderpreis-Wettbewerb)

Innovative Ansätze für eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung

Werner-Ernst-Preis 2009 verliehen

Der Werner-Ernst-Preis des Förderkreises für Raum- und Umweltforschung (FRU) wurde im Rahmen der Wissenschaftlichen Plenarsitzung der ARL am 19. Juni 2009 in Mainz verliehen. Wie im vergangenen Jahr hatte sich der Wettbewerb 2009 nicht am Thema der Jahrestagung der ARL orientiert. Dies hatte zwei Gründe. Zum einen hat sich der Vorstand des FRU dafür ausgesprochen, das derzeit bedeutende Thema der nachhaltigenStadt- und Regionalentwicklung zum Gegenstand des Wettbewerbs zu machen. Damit sollten wegweisende wissenschaftliche Beiträge gefördert und ihr Weg zur „Anwenderseite“ in der Planungspraxis beschleunigt werden. Zum anderen wurden heuer wiederum Teile der Wissenschaftlichen Plenarsitzung der ARL über einen Call for Papers konzipiert. Hier galt es, Überschneidungen zweier Wettbewerbe zum gleichen Thema („Wenn zwei sich streiten … Bessere Planung durch Koordination“) zu vermeiden.

Angesichts divergierender wirtschaftlicher, sozialer und demographischer Entwicklungen in den Städten und Regionen Deutschlands hat eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung nach wie vor hohe Priorität. Dabei sind unter dem breiten Dach einer sozial gerechten, wirtschaftlich erfolgreichen und umweltverträglichen Entwicklung für die jeweiligen lokalen und regionalen Bedingungen adäquate Konzepte erforderlich. Mit dem Werner-Ernst-Preis sollten zum einen Arbeiten gefördert werden, die innovative Ansätze für eine nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung aufzeigen. Darüber hinaus ging es darum, Handlungsmöglichkeiten von Städten und Regionen zu formulieren.

Nach dem Abgabetermin Ende März 2009 wurden die eingegangenen Wettbewerbsbeiträge an die Jury zur Prüfung und Bewertung übergeben. Mitglieder der Jury waren Prof. Dr. Karl-Hermann Hübler, ehemals Technische Universität Berlin, Prof. Dr. Ulf Hahne, Universität Kassel, und Dr. Susanne Dahm, pakora.net – Netzwerk für Stadt und Raum in Karlsruhe. Die Jury empfahl dem Vorstand des FRU, drei dritte Preise zu vergeben. Der Vereinsvorstand folgte dieser Empfehlung. Prof. Dr.-Ing. Jörg Knieling, Vorsitzender des FRU, gab im Rahmen der Wissenschaftlichen Plenarsitzung das Wettbewerbsergebnis bekannt und überreichte die Auszeichnungen.

3. Preis
Lukas Giessen, Georg-August-Universität Göttingen, Institut für Forst- und Naturschutzpolitik, für seinen Beitrag „Regional Governance für ländliche Räume – Innovativer Ansatz, politischer Gegenwind und der Weg vorwärts“

3. Preis
Kareen Schlangen, Wolkramshausen (Thüringen), für ihren Beitrag „Regionalmanagement. Ein Governance-Konzept zur Steuerung regionaler Akteure“

3. Preis
Constanze Bückner, Studentin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Geowissenschaften, für ihren Beitrag „Die Entwicklung einer neuen Raumstruktur in Städten und ihrem Umland durch die zunehmende Limitation von verfügbarer Energie und Raum“

Der Beitrag von Lukas Giessen beschäftigt sich mit einem seit Jahren erprobten Ansatz einer nachhaltigen Regionalentwicklung für ländliche Räume, dem Konzept der „Integrierten Ländlichen Entwicklung“ (ILE). Der dem Konzept innewohnende Steuerungsansatz der Regional Governance und die damit verbundenen inhaltlichen und politischen Innovationen werden im Beitrag kritisch diskutiert. Auf Basis eigener Forschungsergebnisse und zentraler politikwissenschaftlicher Erkenntnisse hat Giessen politische Probleme, Nadelöhre und Stolpersteine des Ansatzes als „Innovationsbremsen“ in der Praxis beschrieben. Dabei stützte er sich auf Arbeiten, die in einem größeren Forschungszusammenhang an der Universität Göttingen durchgeführt wurden. Zugrunde lagen Fallstudien aus dem Bundesmodellvorhaben „Regionen aktiv“, aus den Gemeinschaftsinitiativen „Leader+“ und „Förderung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“. Das Besondere seiner Arbeit liegt vor allem im Illustrieren von Problemen des Ansatzes der „Integrierten Ländlichen Entwicklung“ in seiner politischen Umsetzung.

Regionalmanagement stellt einen informellen Ansatz der nachhaltigen Regionalentwicklung dar. Kareen Schlangen nimmt in der Auseinandersetzung mit dem Thema nicht die zumeist übliche regionalwissenschaftliche Perspektive ein, sondern stellt vor allem die Sichtweisen der Wirtschafts-, Politik- und Sozialwissenschaften in den Vordergrund. Ihr Forschungsinteresse gilt dabei in erster Linie der organisationsinternen Sicht, das heißt den Gestaltungs- und Erfolgsfaktoren der Steuerung regionaler Akteure als aktive Mitglieder der Organisation des Regionalmanagements. Der Fokus liegt also auf der Behandlung spezifischer Governance-Fragen. Vor diesem Hintergrund handelt es sich bei der Arbeit von Schlangen um eine theoretisch fundierte, governance-basierte Konzeption zur Steuerung regionaler Akteure im Rahmen des Regionalmanagements. Der Innovationsgehalt des Beitrags liegt somit in der Entwicklung eines generalisierten Governance-Konzepts zur Steuerung regionaler Akteure für die Organisation eines Regionalmanagements.

Constanze Bückner versucht in ihrer Arbeit, ein umfangreiches Gesamtkonzept für die Ver- und Entsorgung von Städten und deren Umland – unter Berücksichtigung möglicher Konkurrenzen in der Flächennutzung – aufzustellen. Fallbeispiel ist die Stadt Halle (Saale) und ihr Umland. Dabei wurde aufgezeigt, wie sich durch eine Vielfalt von Modulen der zur Verfügung stehende Raum nutzen lässt, ohne ihn zu übernutzen. Beispiele für die von ihr vorgestellten Module sind Dach- und Fassadenbegrünungen, sogenannte Gewächshochhäuser, Photovoltaik- und solarthermische Anlagen, alternative Abwasser- und Abfallbehandlungskonzepte sowie bestimmte Anbaumethoden und Bewässerungsformen zur nachhaltigen Futtermittelproduktion und Energiegewinnung. Durch die Integration solcher zukunftsfähiger Ver- und Entsorgungsmodule lässt sich, so die Schlussfolgerung von Bückner, eine nachhaltige Raumentwicklung erzielen. Denn der so neu gestaltete Raum erhält den Naturkapitalbestand für die nachfolgenden Generationen und versorgt seine Bewohnerinnen und Bewohner zu einem großen Teil selbst. Gleiches gilt für die Entsorgung. Denkt man diesen Gedanken weiter, so entstehen kleinteilige Ver- und Entsorgungseinheiten, die eng aneinander gekoppelt sind. Mit dieser Veränderung besteht die Chance, die Versorgung der Städte mit Nahrungsmitteln, Energie und Trinkwasser trotz knapper Energiereserven langfristig zu sichern. Hierzu liefert der Beitrag von Constanze Bückner interessante und innovative Anstöße.

Andreas Klee

Werner-Ernst-Preis 2010 (19. FRU-Förderpreis-Wettbewerb)

Hat Stadt Zukunft? – Stadt der Zukunft!

Werner-Ernst-Preis 2010 verliehen

Die Beschäftigung mit der Stadt als komplexem sozialem, politischem, kulturellem und physischem Raum, mit ihrer Entwicklung und ihren Phänomenen hat nicht nur in der raumwissenschaftlichen Forschung eine lange Tradition. Mit dem Begriff „Stadt“ sind ganz verschiedene Merkmale verbunden, die die urbane Vielfalt widerspiegeln: beispielsweise städtische Lebensformen und -stile, urbane soziale Milieus, bauliche Verdichtung, hoher Wohnflächenverbrauch, kulturelle Vielfalt, wirtschaftliche Dynamik, sozialräumliche Differenzierung oder zunehmendes Verkehrsaufkommen.

Vor allem in Zeiten des Wachstums haben sich die Städte enorm verändert. Oft haben sie ihr ursprüngliches Maß und ihr charakteristisches Gesicht verloren. Neue verstädterte Landschaften haben sich außerhalb der Städte gebildet. Demographische Schrumpfungs- und Alterungstendenzen sowie Prozesse der Internationalisierung fordern die Städte derzeit heraus.

Neben den räumlichen Konsequenzen des demographischen Wandels, der Globalisierung sowie der finanziellen und ökonomischen Krisen sind es vor allem auch die Probleme im Zusammenhang mit dem Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel, mit der Neuausrichtung der Energiepolitik sowie mit Verlusten der Biodiversität, die (nicht nur) den Städten zu schaffen machen.

Die Stadt ist nach wie vor ein Forschungsgegenstand, der im Mittelpunkt des planerischen Interesses steht und bei dem innovative Ansätze zur Lösung der vielfältigen Probleme erforderlich sind. Grund genug für den Förderkreis für Raum- und Umweltforschung (FRU), den Werner-Ernst-Preis 2010 dem Thema „Hat Stadt Zukunft? – Stadt der Zukunft!“ zu widmen. Der Wettbewerb richtete sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ebenso wie an Personen, die sich in ihrer beruflichen Praxis in Verwaltung oder Planungsbüros mit der Stadt, ihrer Entwicklung und ihren Phänomenen beschäftigen. Er war offen für alle raumrelevanten Disziplinen. Inhaltlich umfasste der Wettbewerb das gesamte Spektrum des Themas „Stadt“. Dabei waren unter anderem auch persönliche Einschätzungen, eigene Ideen und Vorschläge gefragt.

Nach der Abgabe im November 2010 wurden die Wettbewerbsbeiträge an die Jury zur Prüfung und Bewertung übergeben. Mitglieder der Jury waren Prof. Dr. Sabine Baumgart, Technische Universität Dortmund, Dr. Wolfgang Jung, Karlsruher Institut für Technologie, und Prof. Dr. Heidi Sinning, Fachhochschule Erfurt. Die Jury empfahl dem Vorstand des FRU, einen ersten und zwei zweite Preise zu vergeben. Der Vereinsvorstand folgte dieser Empfehlung.

1. Preis
Volker Kreuzer und Tobias Scholz, beide Dortmund, für ihren Beitrag „Altersgerechte Stadtentwicklung. Eine aufgaben- und akteursbezogene Untersuchung am Beispiel Bielefeld“

2. Preis
Nils Grube aus Berlin für seinen Beitrag „[zwischen] hoffen & räumen. Kulturelle Zwischennutzungen und Standortvitalisierung am Beispiel des Frappant-Forum-Gebäudeensembles in Hamburg-Altona“

2. Preis
Elena Wiezorek aus Dresden für ihren Beitrag „Kollektives Handeln in der Stadtentwicklung – Eigentümerstandortgemeinschaften als Urban Governance in Zeiten des Wandels?“

Die Arbeit „Altersgerechte Stadtentwicklung. Eine aufgaben- und akteursbezogene Untersuchung am Beispiel Bielefeld“ von Volker Kreuzer und Tobias Scholz stellt eine Auseinandersetzung mit den Aufgaben einer altersgerechten Stadtentwicklung dar, die über die vier Handlungsfelder „Wohnen“, „Unterstützung und soziale Integration“, „Öffentlicher Raum und Mobilität“ sowie „Nahversorgung“ operationalisiert wird. Basis hierfür sind insbesondere Erkenntnisse aus der ökologischen Gerontologie über die Wechselwirkungen zwischen der baulichen und sozialen Umwelt mit dem Leben älterer Personen. Des Weiteren liegen Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Altersforschung zu den Charakteristika und den Lebenslagen der ausdifferenzierten Lebensphase „Alter“ zugrunde sowie Studien und Modellvorhaben, die sich mit den Ansprüchen und Anforderungen älterer Menschen an die Stadtentwicklung auseinandergesetzt haben. Kern des Beitrags ist die empirische Untersuchung von Aktivitäten älterer Menschen in Bielefeld mithilfe eines offenen und qualitativen Forschungsansatzes. Der Schwerpunkt der Fallstudie in Bielefeld liegt auf den Handlungsfeldern „Wohnen“ sowie „Unterstützung und soziale Integration“, in denen ausgewählte Akteure und ihre Aktivitäten vertiefend betrachtet werden. Die zentralen Ergebnisse der Fallstudie werden gegliedert nach den Akteursgruppen Kommune, Wohnungswirtschaft und soziale Dienstleister aufbereitet. Als generelles Ergebnis ist festzuhalten, dass viele private und öffentliche Akteure auf eine altersgerechte Stadtentwicklung Einfluss nehmen. Dabei sind sie zwar von gesetzlichen Vorgaben und prägenden Trends – etwa auf dem Wohnungs- oder Pflegemarkt – abhängig, aber es bieten sich in den Handlungsfeldern einer altersgerechten Stadtentwicklung auch erhebliche Spielräume. Handlungsorientierungen, Handlungsressourcen, interne Strukturmerkmale und die für einen Akteur tätigen Einzelpersonen lassen sich als relevante akteursspezifische Einflussfaktoren benennen.

Nils Grube stellt in seinem Beitrag „[zwischen] hoffen & räumen. Kulturelle Zwischennutzungen und Standortvitalisierung am Beispiel des Frappant-Forum-Gebäudeensembles in Hamburg-Altona“ die Frage, inwiefern kulturelle Nutzungsformen generell zu einer wirtschaftlichen Belebung von Orten beitragen können. Als Beispiel dient das ehemalige Kaufhausgebäude Frappant in Hamburg-Altona. Grube geht von der Annahme aus, dass sich kulturelle Zwischennutzungen in der Konstitution von speziellen Räumen äußern, deren inhaltliche Qualitäten bestimmte Wirkungsmechanismen erzeugen, über die ein Wandel des Ortes erfolgt. Diese Räume sind durch die Denk- und Handlungsweise der Akteure entscheidend geprägt. Die dadurch erzeugte Vitalisierung der Orte – so Grube – kann sich gegenüber einer übergeordneten Entwicklungsstrategie als kooperativ, aber auch als kritisch erweisen. Zur Überprüfung der These führte er verschiedene Experteninterviews. Ziel der Arbeit ist es, über die unterschiedliche Wahrnehmung der Vitalisierungswirkung Hinweise auf die Problematik des Entwicklungsansatzes der ökonomischen Vitalisierung zu erhalten.

Welche Chancen bestehen – aufgrund komplexer Problemlagen aus demographischem, wirtschaftlichem sowie gesamtgesellschaftlichem Strukturwandel in den Städten –, vermehrt privatwirtschaftliche und zivilgesellschaftliche Kräfte in Fragen der Stadtentwicklung einzubinden? Dieser Frage ging Elena Wiezorek am Beispiel der sogenannten Eigentümerstandortgemeinschaften in ihrem Beitrag „Kollektives Handeln in der Stadtentwicklung – Eigentümerstandortgemeinschaften als Urban Governance in Zeiten des Wandels?“ nach. Mit diesem neuen Instrument verbindet sich die Erwartungshaltung, dass erforderliche Anpassungsprozesse in städtischen Quartieren in der Gemeinschaft bewältigt werden. Dazu gehören beispielsweise der nachfragegerechte Umbau von Wohnungen, die Aufwertung des öffentlichen Raumes oder auch die positive Imagebildung. Konkret fragt Wiezorek danach, welche Faktoren die Entstehung von Eigentümerstandortgemeinschaften bestimmen und wie deren institutionelle Struktur charakterisiert wird. Dies bearbeitet sie anhand von drei Fallstudien in Dortmund, Essen und Görlitz. Dazu führte sie eine explorative Studie zu den Motiven und Handlungsstrategien der beteiligten Akteure durch. Drei quartiersbezogene Handlungsstrategien der Immobilieneigentümer ließen sich identifizieren: „Abwarten“, „Alleingang“ oder „Kooperation“. Mit der letzten Strategie verbindet sich die Integration eines Eigentümers in eine Standortgemeinschaft, wobei dies in unterschiedlicher Intensität stattfinden kann. Als Fazit formuliert Wiezorek die zentralen Faktoren zur Entstehung von Eigentümerstandortgemeinschaften: unvollständige Informationen über die aktuellen und zukünftigen Bewirtschaftungsstrategien benachbarter Immobilieneigentümer, die Abhängigkeit des eigenen wirtschaftlichen Erfolgs von der Bewirtschaftung des benachbarten Immobilieneigentümers sowie ein Mindestmaß an ähnlichen Interessen und Normen der Beteiligten in Bezug auf die Bewirtschaftung der Immobilien an einem Standort.

Andreas Klee,