Werner-Ernst-Preis 2016 (25. FRU-Förderpreis-Wettbewerb)

Internationale Ausschreibung

Der Förderkreis für Raum- und Umweltforschung e. V. (FRU) schreibt den Werner-Ernst-Preis 2016 aus.
Das Wettbewerbsthema lautet:

Facetten der Reurbanisierung

Thematischer Rahmen des Wettbewerbs

Reurbanisierung ist im urban age eine ebenso spannende wie vielgestaltige Thematik. Der Begriff kann einerseits als vielschichtiger Prozess verstanden werden: Reurbanisierung als „neuerliche Inwertsetzung innerer Stadtgebiete“ (Brake/Herfert 2012: 16), die ungeplant durch das Zusammenspiel einer Vielzahl von Faktoren, und dies in regional unterschiedlicher Ausprägung, erfolgt. Reurbanisierung kann aber auch normativ als „eine umfassende sozial-integrative Strategie mit dem Ziel der Entwicklung der Wohn- und Lebensstandards in der gesamten Kernstadt, insbesondere in ihren an das Zentrum angrenzenden historischen Wohnquartieren“ verstanden werden (Brake/Urbanczyk 2012: 39). Über dieses allgemeine Verständnis von Reurbanisierung hinaus bleiben viele Fragen offen oder werden uneinheitlich beantwortet.

Der Werner-Ernst-Preis 2016 ruft dazu auf, sich mit „Reurbanisierung“ auseinanderzusetzen. Die Beiträge können sich aus unterschiedlicher Fachsicht mit dem Themenfeld befassen, sie können theoretisch-konzeptionell ausgerichtet sein oder sich empirisch auf Fallbeispiele oder einzelne Projekte beziehen. Mögliche Fragen könnten sein:

  • Ist Reurbanisierung primär ein räumlicher, sozialer oder ökonomischer Prozess – oder alles gleichzeitig?
  • Wer sind die Reurbaniten? Sind es junge Singles oder Paare, mit oder ohne Kinder? Ältere Menschen? Besserverdienende? Studierende? Alle zusammen?
  • Welche Sinus-Milieus tragen den Prozess der Reurbanisierung?
  • Welche Rolle spielen die derzeitigen Veränderungen der Arbeitswelt auf dem Weg zur Wissensgesellschaft bei dem Prozess der Reurbanisierung?
  • Welche Rolle spielen kulturelle gesellschaftliche Veränderungen wie die gleichzeitige Berufstätigkeit von Mann und Frau in der Familienphase oder der gesunkene Stellenwert des Autos bei Teilen der Gesellschaft?
  • Ist Reurbanisierung auf Altbauquartiere in den Innenstädten beschränkt oder treten Reurbanisierungsprozesse auch in suburbanen Räumen auf?
  • Ist Reurbanisierung nur ein Phänomen westlicher ehemaliger Industriestädte oder kann sie auch in Städten mit anderer Geschichte beobachtet werden?
  • Ist Reurbanisierung unter anderem in Ostdeutschland ein lang anhaltender Trend oder doch nur eine vorübergehende Erscheinung, weil die meisten Reurbaniten junge Erwachsene sind, die nach ihrer Kindheit und Jugend in „Suburbia“ in die Stadt zurückkehren, diese Gruppe aber zahlenmäßig begrenzt ist?
  • Wie kann oder sollte eine Reurbanisierung gestaltet werden, die die Vorgaben der Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt erfüllt?
  • In welchem Verhältnis steht Reurbanisierung als Strategie zur Großen Transformation (WBGU 2011), die zur Realisierung der globalen Klimaschutzziele in den Städten der Entwicklungs- wie der Industrieländer für erforderlich gehalten wird?

Die hier aufgeworfenen Fragen sollen als Anregung und Inspirationsquelle dienen. Themen der Wettbewerbsbeiträge können einzelne Fragestellungen mit Bezug zu diesen inhaltlichen Zusammenhängen sein, es können aber auch weitere Aspekte des Themenfelds „Reurbanisierung“ aufgegriffen werden.

Erwartungen an die Wettbewerbsbeiträge

Der Wettbewerb richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler (Master-, Promotions- oder Postdoc-Phase) ebenso wie an Personen, die sich in ihrer beruflichen Praxis in der Verwaltung, in Planungsbüros etc. mit Fragen der Stadt- und Raumentwicklung beschäftigen. Er ist offen für alle raumrelevanten Disziplinen. Wissenschaftlich ausgerichtete Beiträge mit eher theoretischem Ansatz sind ebenso willkommen wie analytische Arbeiten oder reflektierte Erfahrungsberichte aus der Praxis mit wissenschaftlicher Fundierung.

Interessierte können gerne zunächst beim Förderkreis anfragen, ob sich ein vorgesehenes Thema für den Wettbewerb eignet. Neben eigens für den Werner-Ernst-Preis 2016 erstellten Beiträgen können auch solche Arbeiten zum Thema eingereicht werden, die auf umfassenderen, bereits vorliegenden oder in Arbeit befindlichen Studien-, Projekt- oder Abschlussarbeiten sowie Dissertationen beruhen.

Preise und Preisverleihung

Der Werner-Ernst-Preis 2016 ist mit insgesamt 4.500 € dotiert. Vorgesehen ist die Vergabe eines ersten Preises (2.000 €), eines zweiten Preises (1.500 €) und eines dritten Preises (1.000 €). Auf Vorschlag der Jury können eine Reduzierung der Zahl der Preise und eine andere Aufteilung der Preissumme erfolgen. Als Anerkennung für weitere, nicht mit Geldpreisen ausgezeichnete Wettbewerbsbeiträge stehen wertvolle Buchgeschenke zur Verfügung.

Die Preise werden im Rahmen des ARL-Kongresses vom 15. bis 18. September 2016 in Hannover überreicht. Die Verfasserin bzw. der Verfasser des mit dem ersten Preis ausgezeichneten Wettbewerbsbeitrages erhält Gelegenheit zur Vorstellung der Arbeit.

Quellen

Brake, K.; Herfert, G. (2012): Auf dem Weg zu einer Reurbanisierung? In: Brake, K.; Herfert, G. (Hrsg.): Reurbanisierung: Materialität und Diskurs in Deutschland. Wiesbaden, 12-19.

Brake, K.; Urbanczyk, R. (2012): Reurbanisierung – Strukturierung einer begrifflichen Vielfalt. In: Brake, K.; Herfert, G. (Hrsg.): Reurbanisierung: Materialität und Diskurs in Deutschland. Wiesbaden, 34-51.

WBGU – Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen (2011): Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Hauptgutachten. Berlin. http://www.wbgu.de/fileadmin/templates/dateien/
veroeffentlichungen/hauptgutachten/jg2011/wbgu_jg2011.pdf (28.04.2015).